da „das Bewahren“ zu einer inzestuösen Verbindung führt.
1
Kodex XII der Leipziger Raths-Bibliothek. Siehe A. Jellinek, BhM
1,153-158 und XXVII.
1
2
Vgl. J. Clayton, E. Rothenstein (Hg.), Influence and Intertextuality in Übersetzung von A. Wünsche, Aus Israels Lehrhallen, 3, 213-224.
Literary History, Madison 1991. G. Genette, Palimpseste. Die Litera-
– Eine wei tere Auslegung zu Hiob 9,10 bietet bBer 58a. Diese Stelle tur auf zweiter Stufe, übers. von W. Beyer und D. Hornig, Frankfurt/M
wird später behandelt, da sie ein weiteres Stichwort enthält, das auf 1993. H.F. Plett (Hg.), Intertextuality, Berlin, New York 1991.
Frage 4 im Dialog zwischen Ben Sira und Nebukadnezar weist.
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Alphabet des Ben Sira
III. „Kritik“ der rabbinischen Tradition Frauen, und du hast mich nicht geboren nach der Art der Gebärenden. Waren etwa deine Wege wie die Wege aller 2. Zeugung und Geburt des Ben Sira
Ehebrüchigen, und hast du dein Auge auf einen anderen
[Mann] geworfen wie eine Frau, die ihrem Gatten untreu Jeremias Tochter wird vom Samen des Vaters schwanger, ohne dies ist?! Du bist frech!“
zu bemerken.1 Dies geschieht, als Männer aus dem Stamm Efraim2
den schon betagten Propheten zwangen, sich in einem öffentlichen Woher ist zu entnehmen, dass Jeremia so sprach?
Bad zu befriedigen. Als Jeremias Tochter später dasselbe Bad be-Weil geschrieben ist:
nutzt, um sich zu reinigen, wird sie von dem dort aufbewahrten Sa-Und die Stirne eines buhlerischen Weibes hattest du. (Jer men schwanger.3
3,3)
Der Ausgangspunkt für diese Empfängnisgeschichte ist eine Als seine Mutter diese Worte hörte, sagte sie: „Was sah Problem erörterung, die sich im babylonischen Talmud, Traktat Cha-dieser, dass er so über mich spricht vor seiner Zeit?“
giga 15b findet. Dort fragt Ben Soma, ob ein Hoherpriester, der nach rabbini schem Recht nur eine Jungfrau heiraten darf, eine schwangere Da öffnete er seinen Mund; er sprach zu ihr: „Nicht über Jungfrau ehelichen dürfe. Samuel antwortet, dies sei dann möglich, dich, Mutter, rede ich so; auch weissage ich nicht, Mutter, wenn die Jungfrau in einem Bad empfangen habe. Das bedeutet: über dich. Über Zion und Jerusalem rede ich.
Wäre eine Frau schwanger, obwohl die Zeichen ihrer Jungfräulich-keit (das Jungfern häutchen) erhalten sind, dürfte ein Hoherpriester Der Verdacht des Ehebruchs liegt dann auf der Hand, wenn eine Frau sie heiraten.
„nicht weiß, wie sie schwanger geworden ist“. In dem predigtartigen Das Alphabet des Ben Sira variiert mit der Zeugungsgeschichte Text der Pesiqta wird der geäußerte Verdacht allegorisch auf Jeru-Ben Siras dieses im Talmud diskutierte Problem und spitzt es zu: salems Abfall von Gott gedeutet. Im Alphabet des Ben Sira wird Wenn eine Frau im Reinigungsbad schwanger werden kann, ist es gezeigt, wie sich der Verdacht der Unzucht zuspitzen kann.
auch möglich, dass sie dort von nächsten Verwandten schwanger Auf die Tatsache, dass das Motiv von der wunderbaren Geburt des wird. Das Alphabet des Ben Sira denkt diese Situation zu Ende und Helden weit verbreitet ist, ist wiederholt hingewiesen worden. Eine lässt die Frage aufkeimen, ob Männer und Frauen unter dieser An-Mo tivparallele zur Geburt des Ben Sira findet sich in der Zeugungsge-nahme dieselben Reinigungsbäder benutzen sollten.
schichte des persischen Messias Soasjant. Zaratustras Same wird elf Ben Sira, der Sohn Jeremias4, wird auf eine ungewöhnliche Weise Jahre im Wasser aufbewahrt, bis schließlich ein jungfräuliches Mäd-gezeugt, weil bereits die Zeugung Jeremias, seines Vater, im Dunk-chen den Erlöser Soasjant empfängt. Jeremia wiederum gilt als der len liegt. Dies überliefert Pesiqta Rabbati 26:5
Lehrer dieses Erlösers.1 I. Lévi vertrat die These, dass ein jüdischer Autor aus Persien, der die arabischen Traditionen und insbesondere Er [Jeremia] öffnete seinen Mund und wies seine Mutter die Jungfrau engeburt Jesu kannte, darauf mit der Zeugungsgeschich-zu recht. Er sprach zu ihr: „Sage mir, Mutter! Du bist nicht te Ben Siras an spielte.2 Das Thema dieses Mythos findet sich auch mit mir schwanger geworden nach der Art von [anderen]
1
Vgl. E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 31. J. Darmesteter, The Zend-1
Siehe E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 30-31.
Avesta, Oxford 1883, 1, 195. R.J.H. Gottheil, References to Zoroa-2
Nach Gn 41,52 bedeutet der Name „Efraim“: fruchtbar sein (was hier ster in Syriac and Arabic Literature. In: Classical Studies in Honor of gerade nicht der Fall ist).
Henry Drisler, London 1894, 28-37. Vgl. auch die Erzählung über die 3
Siehe Kalla Rabbati 2,4.
Geburt des Hohenpriesters Jischmael in A. Jellinek, BhM 2, 65-66.
4
Zu Jeremia siehe E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 32-36. L. Prijs, Zu den folkloristischen Elementen der „Geburt eines Helden“ vgl. O.
Die Jeremia-Homilie Pesikta Rabbati Kapitel 26. Eine synagogale Rank, Der Mythos von der Geburt des Helden, Leipzig, Wien 1912.