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Die Schachnovelle

zu bewohnen. Im Jänner81 1920 heiratete er die von dem Journalisten Felix Winternitz geschiedene Friderike Winternitz, die zwei Töchter in die Ehe brachte.

Unter dem Eindruck der fortschreitenden Inflation82 in Deutschland und Österreich, was den Import ausländischer Bücher in den deutschsprachigen Raum zur Lektüre in der Originalfassung ver-mutlich auf längere Sicht extrem erschweren würde, riet Zweig dem Verleger des Leipziger Insel Verlags, Anton Kippenberg, zur Edition von fremdsprachiger Literatur in den Originalsprachen als

„Orbis Literarum“, der aus den Reihen „Bibliotheca Mundi“,

„Libri Librorum“ und „Reihe Pandora“ bestehen sollte. Allerdings blieben alle drei Reihen erheblich unter den erwarteten Verkaufszahlen und endeten schon nach wenigen Jahren.

Als engagierter Intellektueller trat Stefan Zweig vehement gegen Nationalismus und Revanchismus83 ein und warb für die Idee eines geistig geeinten Europas. Er schrieb viel während dieser Zeit: Erzählungen, Dramen, Novellen. Die historischen Momentauf-nahmen „Sternstunden der Menschheit“ von 1927 zählen bis heute zu seinen erfolgreichsten Büchern.

1928 bereiste Stefan Zweig die Sowjetunion, wo seine Bücher auf Betreiben von Maxim Gorki, mit dem er im Briefwechsel stand, auf Russisch herauskamen. Sein 1931 erschienenes Buch „Die Hei-lung durch den Geist“ widmete er Albert Einstein. 1933 verfasste Zweig das Libretto für die Oper „Die schweigsame Frau“ von Richard Strauss.

1934 bis 1942 – Exiljahre

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten im Deutschen Reich im Jahre 1933 wurde deren Einfluss auch in Österreich in Form von Bombenterror und unverhohlenen Auftritten der SA spürbar. Die Christlichsozialen setzten sich gegen die Nationalsozialisten zur Wehr – etwa durch ein Verbot der NSDAP

81 Januar

82 Entwertung des Geldes

83 gewaltsame Rache

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nach einem Handgranatenüberfall auf Christlich-deutsche Wehrturner. Zuvor hatten sie die Demokratie abgeschafft, um die Sozialdemokraten ausschalten zu können. Zweig nahm die natio-nalsozialistische Bedrohung von Salzburg aus, quasi in Sichtweite des Domizils Hitlers auf dem Obersalzberg, sehr ernst und sah darin ein „Vorspiel [zu] viel weiterreichenden Eingriffen“

Am 18. Februar 1934, wenige Tage nach dem Februaraufstand der Sozialdemokraten gegen den austrofaschistischen Ständestaat, durchsuchten vier Polizisten das Haus des erklärten Pazifisten84

Stefan Zweig, da er denunziert85 worden war, dass sich in seinem Haus Waffen des Republikanischen Schutzbundes befänden.

Zweig merkte zwar, dass die Durchsuchung nur pro forma 86

durchgeführt wurde, dennoch war er davon tief betroffen und stieg zwei Tage danach in den Zug und emigrierte nach London.

Im Deutschen Reich durften seine Bücher nicht mehr im Insel Verlag erscheinen, sondern wurden vom Herbert Reichner Verlag Wien verlegt, dem Zweig in diesen Jahren auch als literari-scher Berater zur Seite stand. Dennoch rissen die Kontakte nach Deutschland nicht ab. Er unternahm auch eine Reise nach Süd-amerika. Im März 1933 kam die Verfilmung seiner Novelle „Bren-nendes Geheimnis“ in die Kinos. Da der Titel in Hinblick auf den Reichstagsbrand viel Anlass zu Spott bot, wurde die weitere Auf-führung des Films verboten. Für Richard Strauss konnte er noch das Libretto zur Oper „Die schweigsame Frau“ verfassen, die Oper wurde aufgrund persönlicher Genehmigung Adolf Hitlers in der Dresdner Oper aufgeführt, musste dann aber wegen des jüdischen Autors abgesetzt werden. Zweig wurde auf die Liste der Bücherverbrennungen gesetzt und 1935 in die Liste verbotener Autoren aufgenommen. Im österreichischen Ständestaat wurde er weiterhin ausgesprochen geschätzt, während er im nationalso-zialistischen Deutschland als „unerwünscht“ galt. Sein reichsdeut-scher Verleger, Anton Kippenberg vom Insel Verlag, musste sich 84 Jemand, der Gewalt ablehnt

85 Verraten/verpfiffen

86 als Vorwand

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von seinem bedeutendsten Erfolgsautor trennen. Im Exil in England lebend, konnte Zweig über den Reichner-Verlag in Wien nach wie vor ein deutschsprachiges Publikum erreichen; nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurden seine deutschen Schriften in Schweden gedruckt, wobei er international weiterhin einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit blieb.

Seine Ehe mit Friderike Zweig, von der er seit seiner Flucht aus Salzburg 1934 partiell getrennt lebte, wurde im November 1938

in London geschieden. Er hatte sich mit seiner Sekretärin Char-lotte Altmann (1908–1942) auf eine Liaison87 eingelassen, was seiner Frau nicht verborgen geblieben war. 1939 heiratete er Char-lotte Altmann, die ihm auf seinen Reisen gefolgt war. Der Kontakt zu seiner ersten Frau brach aber nie ab, bis zu seinem Tode bestand ein vertrauter Briefkontakt, und es kam auch zu verschiedenen persönlichen Begegnungen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nahm Stefan Zweig die britische Staatsbürgerschaft an. Er zog mit seiner Frau im Juli 1939 von London nach Bath und kaufte sich dort ein Haus (Rosemount am Lyncombe Hill). Hier begann er die Arbeit an der Biographie über Honoré de Balzac. Seinem Freund Sigmund Freud hielt er nach dessen Tod bei der Trauerfeier am 26. September 1939 im Krema-torium von Golder’s Green in London eine Abschiedsrede, die unter dem Titel „Worte am Sarge Sigmund Freuds“ veröffentlicht wurde. Aber bald verließ er Großbritannien aus Furcht, dass die Engländer keinen Unterschied zwischen Österreichern und Deutschen machen könnten und ihn dann als „Enemy Alien“ (feindlicher Ausländer) internieren würden. Über die Stationen New York, Argentinien und Paraguay gelangte er im Jahr 1940 schließlich nach Brasilien, einem Land, das ihm früher eine triumphale Begrüßung bereitet hatte und für das er eine permanente Einrei-seerlaubnis besaß. Laut dem Zweig-Biographen Alberto Dines erhielt Zweig als Prominenter trotz des Antisemitismus, der die Diktatur Getúlio Vargas’ kennzeichnete, dieses Dauervisum, da er im Gegenzug ein Buch zugunsten Brasiliens verfassen wollte.

87 Verbindung

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1941 erschien die Monografie „Brasilien“ und 1942 die „Schachnovelle“. Ebenfalls 1942 erschien postum seine Autobiografie unter dem Titel „Die Welt von Gestern“.

Die 1941 erfolgte Aberkennung des Doktorats durch die Nationalsozialisten wurde mit Senatsbeschluss der Universität Wien vom 10. April 2003 für nichtig erklärt, nachdem alle an der Aberkennung Beteiligten bereits verstorben waren.

Tod

In der Nacht vom 22. zum 23. Februar 1942 nahm sich Stefan Zweig in Petrópolis, in den Bergen etwa 50 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro, mit einer Überdosis Veronal88 das Leben. De-pressive Zustände begleiteten ihn seit Jahren. Der Totenschein nennt als Zeitpunkt des Todes 23. Februar 1942, 12 Uhr 30, und als Todesursache „Einnahme von Gift – Suizid“. Seine Frau Lotte folgte Zweig in den Tod. Hausangestellte fanden beide gegen 16

Uhr in ihrem Bett: ihn auf dem Rücken liegend mit gefalteten Händen, sie seitlich an ihn gelehnt.

In seinem Abschiedsbrief hatte Zweig geschrieben, er werde „aus freiem Willen und mit klaren Sinnen“ aus dem Leben scheiden.

Die Zerstörung seiner „geistigen Heimat Europa“ hatte ihn für sein Empfinden entwurzelt, seine Kräfte seien „durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft“. Zweigs Entscheidung, sein Leben zu beenden, stieß nicht überall auf Verständnis, zumal seine materielle Existenz, anders als die vieler Schriftstellerkolle-gen im Exil, gesichert war. Stefan Zweig wurde ein Symbol für die Intellektuellen im 20. Jahrhundert auf der Flucht vor der Ge-waltherrschaft. In diesem Sinne wurde in seinem letzten Wohn-haus in Petrópolis die „Casa Stefan Zweig“ eingerichtet, ein Mu-seum, das nicht nur die Erinnerung an sein Werk bewahren soll.

Thomas Mann schrieb 1952 zum zehnten Todestag von Stefan Zweig über dessen Pazifismus: „Es gab Zeiten, wo sein radikaler, sein unbedingter Pazifismus mich gequält hat. Er schien bereit, 88 Ein Schlafmittel, welches den Stoffwechsel hemmen kann 73

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