Seite 152. Der Molochtempel hat nördlich der Akropolis gelegen.
Seite 163. Die »Insel der Totenknochen«, ein kleines ödes Eiland, gehört zu den Liparischen Inseln (nördlich von Sizilien). Der Bericht Diodors, daß die Karthager auf Befehl der Gerusia dort 6000 Söldner ausgesetzt hätten, ist eine Legende, wie wohl so mancher uns überlieferter Zug von punischer Grausamkeit und Perfidie.
Seite 174 ff. Die Legende, daß die Punier Afrika umschifft haben und nach Indien und
Arabien um das Kap der guten Hoffnung gefahren sein sollen, ist kaum haltbar. Man darf nicht vergessen, daß es auch im Altertum einen Suezkanal gegeben hat.
Seite 176. Die oringischen Pferde sind aus Oringis in Spanien eingeführt, wo im Altertume berühmte Gestüte existierten.
Seite 178. Das Talent (damals im Werte von etwa 4200 Mark) hatte 60 Minen zu je 100
Drachmen zu je 6 Obolen. Das punische Talent hieß Kikar. Es galt 60 Minen zu je 50
Sekel.
Seite 181. Betreffs der punischen Münzen vgl. L. Müller, Numismatique de l’ancienne
Afrique, Kopenhagen, 1860, 3 Bde. und 1 Supplement (1874).
Seite 183. Flaubert nennt als Hauptquelle seiner Kenntnisse der antiken Edelsteine: Theophrast, Traktat über die Edelsteine.
Seite 186. Sylphium (auch Seite 34 erwähnt), vielleicht identisch mit Asant, ein bedeutender Handelsartikel im Altertum, ist ein starkes aromatisches Gewürz, das man den Speisen und Getränken zusetzte, ähnlich wie wir heute die Zwiebel oder die Zitrone verwenden ober bei Mischgetränken den Angostura.
Seite 204 ff. Makar ist der punische Name für den Bagradas (heute: Medscherda). Er
mündete damals 18 Kilometer südlicher denn jetzt, so daß seine Mündungsstelle nur 12
Kilometer von Karthago entfernt war. Der Golf drang ehedem zwischen Kap Sidi Ali el Mekki und Kap Kamart in drei großen Ausbuchtungen tief (bis zu mehr denn 10
Kilometer) in das Land ein, so daß Utika (heute: Bu Schater) am Meere lag.
Polybios gibt zwar im ersten Buche seiner »Geschichte« einen verhältnismäßig langen
Bericht über die Schlacht am Bagradas, indessen genügt er nicht, den taktischen Verlauf der Schlacht klar zu rekonstruieren. Hans Delbrück, unsre Autorität in der Kenntnis der antiken Schlachten, übergeht daher in seiner »Geschichte der Kriegskunst« (II. Teil: Das Altertum, 2. Aufl., Berlin 1908) den ersten punischen Krieg gänzlich. Flauberts anschauliche Schilderung gibt gerade im Charakteristikum eine unmögliche Schlacht.
Hamilkar marschierte mit seinen 10000 Mann nach dem genialen Übergang über den Fluß
stromauf auf dem linken Bagradasufer. Während sich seine Vorhut gegen die Söldner am
verschanzten Brückenkopf entwickelte, verblieb er mit seinen Kerntruppen in
Marschkolonnen. Denn ehe ihm die feindlichen Kräfte vor Utika ihr Vorhaben nicht durch ihre taktischen Maßnahmen verraten hatten, konnte er an eine vollständige Entwicklung seiner numerisch geringeren Truppen gar nicht denken. Nach Polybios lag es in der Absicht der beiden Söldner-Detachements, die Karthager »in die Mitte« zu bekommen.
Nur in der Übereilung kam es zu der taktisch falschen Vereinigung beider Abteilungen.
Die Scheinentwicklung der punischen Vorhut hatte somit ihren Zweck überraschend bald
erreicht. Während sie ein sogenanntes hinhaltendes Gefecht führte und die gesamten gegnerischen Kräfte zur Entwicklung verlockte, verlor sich die Gefahr, in der Hamilkar zunächst geschwebt hatte: ein gegen seine rechte Flanke gerichteter Angriff des von Utika herankommenden Detachements. Nunmehr durfte Hamilkar alle seine Kräfte einsetzen. Er
ließ höchst wahrscheinlich nach rechts aufmarschieren und bildete seine Phalanx rechts rückwärts der im Gefecht befindlichen Vorhut, vielleicht im stumpfen Winkel zur Frontlinie des Gefechts vor ihm. Als die Phalanx dann vorrückte, gingen die Vortruppen langsam zurück, bis sie in die gleiche Höhe mit ihr kamen. Sodann konnten sie sich wieder ordnen und von neuem an der Schlacht teilnehmen. Die Idee Flauberts, daß die längst aufgelösten, bereits im Gefecht gewesenen und dann zurückbefohlenen Vortruppen (Schützen, Reiterei, Elefanten) durch die Intervalle der hinter ihnen aufmarschierten und vorrückenden Phalanx durchgelassen worden seien, ist eine taktische Unmöglichkeit.
Dergleichen wagt kein Feldherr, und es gelänge auch keinem. Es ist undenkbar, einmal entwickelte und fechtende Truppenteile wieder aus dem Gefecht loszulösen und sie gar noch auf so gekünstelte Art und Weise in genau vorgeschriebenen Richtungen
zurückzudirigieren. Selbst wenn eine derartige Rückwärtsbewegung exerzierplatzmäßig halbwegs zu stande käme, würde sie doch die zum Hauptangriff vorgehenden
Hauptmassen verwirren und ihnen jeden Elan nehmen.
Seite 201 und 205. Nach Polybios standen 10000 Mann am Brückenkopf und 15000 vor
Utika. Flaubert wechselt diese Zahlen, absichtlich oder aus Irrtum.
Seite 210. Im Gegensatz zu der modernen Kavallerie attackierte die Reiterei der Alten nicht im stärksten Tempo, sondern im Schritt, höchstens im kurzen Trabe. Wir müssen uns schwergepanzerte Ritter, nicht behende Reiter vorstellen. Anders vielleicht die Numidier, die Spahis von damals!
Seite 212. Über die überaus interessante Verwendung der Elefanten als Gefechtstruppe
vgl. H. Delbrück, loc. cit. Wahrscheinlich hatte man im ersten Punischen Kriege keine Gefechtstürme auf diesen Tieren.
Seite 245. Euergetes, d.h. »Wohltäter«, ist der Beiname des Ägypterkönigs Ptolemäus III. (247-221 v. Chr.). Seine Gemahlin war die bekannte Berenike.
Seite 309 ff. Einzelheiten über die Belagerung Karthagos durch die Söldner sind uns nicht überliefert. Flaubert kam es darauf an, das typische Bild einer Städtebelagerung jener Zeit zu geben. Über die Geschütze und Belagerungsmaschinen der Alten vgl. W.
Rüstow und H. Köchly, Geschichte des griechischen Kriegswesens, Aarau, 1852, und Adolf Bauer, Die griechischen Kriegsaltertümer, 2. Aufl., München, 1892.
Die Hauptquelle der Kenntnisse hierüber ist Vitruv, der aber gerade in den hier in Frage kommenden Kapiteln verdorben überliefert ist. Dazu hat Flaubert die häufig irreführende französische Vitruv-Übersetzung von Perrault benutzt. Dadurch ist er stellenweise ein Opfer ungenügender Hilfsmittel geworden. In der vorliegenden Salambo-Übersetzung sind Irrtümer in der Beschreibung nach den antiken Quellen berichtigt worden. Der gewissenhafte Flaubert würde das selbst getan haben, wenn er in der Lage gewesen wäre, es tun zu können.
Flaubert rüstet die Söldner mit allem nur erdenklichen Belagerungsmaterial aus, u.a. mit 173 Geschützen und sogar mit einer Nachahmung der berühmten »Helepolis« des Demetrios Poliorketes, die dieser bei der Belagerung von Rhodos (305 v. Chr.) erbaut hat.
Einem ausgesprochenen Feldheer wie dem der Söldner standen derartig großartige Hilfsmittel zweifellos nicht zu Gebote.