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werden, und diesmal endgültig! Doch verlange er, daß man ihm zehn Söldner nach seiner Wahl ausliefere, ohne Waffen und ohne Kleidung.

Solche Milde hatten sie nicht erwartet.

»O, zwanzig, wenn du willst, Herr!« rief Spendius aus.

»Nein, zehn genügen mir!« antwortete Hamilkar gnädig.

Man ließ die Gesandten aus dem Zelte, damit sie sich beraten konnten. Sobald sie allein waren, sprach Autarit zugunsten der zu opfernden Kameraden, und Zarzas sagte zu Spendius:

»Warum hast du ihn nicht getötet? Sein Schwert lag dicht neben dir!«

»Ihn!« stieß Spendius hervor. Und mehrmals wiederholte er: »Ihn! Ihn!« – als ob das ein Ding der Unmöglichkeit und Hamilkar ein Unsterblicher sei.

Eine solche Mattigkeit überkam alle, daß sie sich mit dem Rücken auf die Erde legten.

Sie wußten nicht, wozu sie sich entschließen sollten.

Spendius riet zur Annahme der Bedingung. Endlich willigten sie ein und traten wieder

in das Zelt.

Nun legte der Marschall seine Hand der Reihe nach in die Hände der zehn Barbaren und

drückte ihnen den Daumen. Hinterher wischte er sich die Hand an seinem Gewand ab, denn die klebrige Haut dieser Menschen verursachte bei der Berührung eine rauhe und zugleich weiche Empfindung, ein fettiges, widerliches Kribbeln. Sodann sprach er zu ihnen:

»Ihr seid also die Obersten der Barbaren und habt als Bevollmächtigte die Bedingung angenommen… .«

»Jawohl!« antworteten sie.

»… aus freien Stücken, ohne Arglist, und in der Absicht, die Zusage zu halten?«

Sie versicherten, daß die Bedingung nach ihrer Rückkehr zum Heere erfüllt würde.

»Gut!« sagte der Suffet. »Kraft der Vereinbarung, zwischen mir, Hamilkar Barkas, und

euch, den Bevollmächtigten der Söldner, geschlossen, wähle ich euch und behalte euch

Spendius sank ohnmächtig auf die Matte. Die Barbaren drängten sich nach der andern

Seite eng zusammen, als hätten sie nichts mit ihm gemein. Kein Wort, keine Klage ward laut.

Die in der Säge Eingeschlossenen, die der Unterhändler harrten und sie nicht zurückkehren sahen, hielten sich für verraten. Offenbar hatten sich die Zehn dem Suffeten ergeben.

Man wartete noch zwei Tage. Am Morgen des dritten ward ein Entschluß gefaßt. Auf Strickleitern, die man aus Lanzen, Pfeilen und Leinwandstücken herstellte, gelang es vielen, die Felsen zu erklimmen. Unter Zurücklassung der Schwächeren machten sich auf diese Weise etwa dreitausend Mann auf, um zu dem Heere in Tunis zu stoßen.

Oberhalb des Felsenkessels dehnte sich Wiesenland, mit kärglichem Gesträuch

bewachsen. Die Barbaren verzehrten die Knospen. Dann fanden sie ein Bohnenfeld. Bald war es verschwunden, als wäre ein Heuschreckenschwarm darüber hergefallen. Drei Stunden später gelangte man auf eine Hochebene, die ein Kranz von grünen Hügeln umrahmte.

Zwischen den Hügeln glänzten in gleichen Abständen silberne Bündel. Darunter erblickten die Barbaren, von der Sonne geblendet, undeutliche dicke, schwarze Massen, auf denen diese Bündel lagerten. Mit einem Male entfalteten sie sich, als ob sie aufblühten. Es waren die Lanzen in den Türmen grauenhaft bewaffneter Elefanten.

Außer den Spießen an ihrer Brust, den Eisenspitzen ihrer Stoßzähne, den Erzplatten, die ihre Seiten panzerten, und den scharfen Dolchen an ihren eisernen Kniekappen trugen sie in ihren Rüsseln Lederschlaufen, an denen breite Säbel befestigt waren. Alle Elefanten waren gleichzeitig vom Ende der Hochebene aufgebrochen und rückten von allen Seiten gleichmäßig heran.

Ein namenloser Schreck erstarrte die Barbaren. Sie machten nicht einmal den Versuch,

zu fliehen. Schon waren sie umzingelt.

Die Elefanten drangen in die Menschenscharen. Die Spieße an ihrer Brust zerteilten sie.

Die Spitzen ihrer Stoßzähne wühlten sie auf wie Pflugschare. Die Säbel an ihren Rüsseln zerschnitten und zerhackten sie. Die Türme mit ihrem Brandpfeilregen glichen wandelnden Vulkanen. Man unterschied nichts als eine breite Masse, in der das Menschenfleisch weiße Flecke, die Erzplatten graue Flächen und das Blut rote Springbrunnen bildete. Die furchtbaren Tiere, die mitten hindurchstampften, gruben schwarze Furchen hinein. Das wütendste wurde von einem Numidier gelenkt, der eine Federkrone auf dem Haupte trug. Er schleuderte Wurfspieße mit gräßlicher

Geschwindigkeit und stieß dabei von Zeit zu Zeit einen langen schrillen Pfiff aus. Folgsam wie Hunde, wandten die riesigen Tiere während des Gemetzels fortwährend ihre Blicke nach ihm.

Allmählich verengte sich ihr Kreis. Die kraftlosen Barbaren leisteten keinen Widerstand weiter. Bald waren die Elefanten in der Mitte der Hochebene. Schon hatten sie keinen genügenden Raum mehr. Sie drängten sich und gerieten aneinander. Ihre Hauer berührten sich bereits. Aber Naravas beruhigte sie. Sie machten Kehrt und trabten nach den Hügeln zurück.

Indessen hatten sich zwei Kompagnien Söldner nach rechts in eine Mulde geflüchtet und ihre Waffen weggeworfen. Dort fielen sie in die Knie und streckten die Arme, Gnade flehend, nach den punischen Zelten aus.

Man fesselte sie an Händen und Füßen. Als sie dann nebeneinander auf dem Boden lagen, führte man die Elefanten zurück.

Alsbald krachten die Brustkörbe wie einbrechende Kästen. Jeder Tritt zermalmte zwei

Menschen. Die plumpen Füße schlürften über die Leiber hin mit Bewegungen, die aussahen, als hinkten die Tiere. Unaufhaltsam vollendeten sie ihr Werk.

Dann lag die Hochebene wieder still und tot da. Die Nacht brach an. Hamilkar weidete

sich am Anblick seiner Rache. Doch plötzlich erbebte er.

Er und alle erblickten zur Linken auf der Höhe eines Hügels auf sechshundert Schritt

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