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1852«. Die Kapitelüberschriften fehlen. Die Kapitel sind nur numeriert. Flaubert hat sie erst in die Korrektur gefügt. Alle Verbesserungen, die Flaubert in der Druckkorrektur angebracht hat, sind von dem gewissenhaften Dichter in Bleistiftschrift auch in das Manuskript eingetragen worden. Es sei bemerkt, daß die Edition définitive (Paris, Charpentier) im Druck und stellenweise auch im Text nicht die Sorgfalt verrät, die einem Flaubert gebührt.

Die erste Idee zu einem antik-orientalischen Roman faßte Flaubert während seiner Reise durch Ägypten und Syrien, 1849-50. Kurz nach dem berichtet er von einem Entwurf

»Anubis«, in dem die Heldin die Liebe eines Gottes ersehnt. Das Studium des bekannten Werkes »Die Phönizier« von Franz Karl Movers (1841-56, zwei Bände) lenkte Flaubert auf Karthago. Im Jahre 1858 besuchte er die Ruinenstätte. Die Tagebuchblätter dieser Reise sind neuerdings veröffentlicht worden (Au Pays de Salammbô, in der Revue de Paris vom 1. Dez. 1911). Es ist selbstverständlich, daß der Dichter die gesamte Punier-Literatur, soweit sie bis 1862 erschienen, gekannt hat, auch die fremdländische, obgleich er als echter Franzose außer dem Latein keine fremde Sprache beherrschte. Die antiken Autoren, ebenso Movers, benutzte er in französischen Übersetzungen. Den Engländer Dr.

N. Davis, der in der Zeit von 1856-59 in Karthago und Umgegend Ausgrabungen leitete,

hat Flaubert an Ort und Stelle kennen gelernt. Freilich sprach Davis nicht französisch und Flaubert – wie schon bemerkt – nicht englisch. Aber »wir verstehen uns sehr gut« schreibt Flaubert damals an seine Nichte.

Genannt seien als von Flaubert benutzte Werke: Ch.E. Beulé, Fouilles à Carthage (Paris, 1860), – N. Davis, Carthage and her remains (London, 1861), – ferner die Arbeiten von Falbe, Dureau de la Malle, u.a. Von den beiden erstgenannten existieren übrigens –

allerdings nicht ganz einwandfreie – deutsche Ausgaben. An kartographischem Material stand Flaubert vor allem die zuverlässige Terrainaufnahme des Kapitäns C.T. Falbe (1:16000, Paris 1833) zu Gebote. Es existiert noch keine wissenschaftliche Untersuchung des Verhältnisses des Romans zu den Quellen und Hilfsmitteln Flauberts.

Wer sich, angeregt durch die Salambo, über den heutigen Stand der wissenschaftlichen

Kenntnis von Karthago belehren lassen möchte, sei auf das sorgfältige Lebenswerk von Otto Meltzer hingewiesen: Geschichte der Karthager, Berlin, Weidmann, besonders auf den zweiten Band (1896). Hinsichtlich der punischen Religion seien genannt die Studien des Grafen Wolf Baudissin »Esmun-Asklepios« (1906), »Jahve et Moloch« u.a.m. Das maßgebendeKartenwerk bilden heute die Blätter La Marsa, El Ariana, La Goulette, Tunis usw. des Service géographique de l’Armee (1:50000, aufgenommen 1890 ff.) und der sich hierauf stützende wertvolle Atlas archéologique de la Tunisie … accompagné d’une text explicatif, Paris, Leroux, 1892 ff.

Zu einigen wenigen Stellen des Romans seien im folgenden knappe Erläuterungen

erlaubt.

Seite 5. Die Stadt Eryx auf halber Höhe des gleichnamigen Berges (in Sizilien) wurde

von Hamilkar im Jahre 244 v. Chr. genommen. Flauberts Roman beginnt etwa Anfang September des Jahres 241 v. Chr. Der Söldnerkrieg währte nach Polybios drei Jahre und vier Monate (241-238 v. Chr.).

Die Lage der Villa Hamilkars in der Vorstadt Megara ist nicht überliefert. Flaubert nimmt sie auf der Höhe über dem Seetor an.

Seite 6. Der Eschmuntempel stand auf der Akropolis. Eine monumentale Freitreppe von

sechzig Stufen, in drei Absätze gegliedert, führte hinauf. Um den Tempel waren breite Terrassen, die den Eindruck einer mächtigen Befestigung erweckten. Der Tempel war das allenthalben sichtbare Wahrzeichen der Stadt, der Sankt Peter Karthagos.

Seite 10. Die Abgabe des Oberbefehls über die Truppen in Lilybäum an den General Gisgo – nach dem Friedensschlusse im Hochsommer des Jahres 241 v. Chr. – erfolgte nicht freiwillig. Hamilkar wurde dazu genötigt.

Dieser schwere Fehler in der Kriegsführung gegen Rom fällt den Umtrieben der inzwischen in der Heimat aus Ruder gekommenen Partei des Hanno zu.

Seite 12. Über die Syssitien der Hetärien, sowie über die komplizierte Staatsverfassung der Republik, die von Aristoteles als hervorragend gepriesen worden ist, vgl. Meltzer, Geschichte der Karthager, II, 34 ff.

Die karthagische Garde: bei Polybios die Heilige Schar.

Seite 17. Polybios nennt den Namen der Tochter Hamilkars nicht. Nach anderer Überlieferung soll sie Salwamba (d.h. magna mater) geheißen haben.

Seite 26. Die Via Mapaliensis (Straße der Mappalier, d.h. der Zeltbewohner = der Numidier) führte von der See quer durch die Stadt nach den Katakomben. Flaubert rekonstruiert sie als die Via Appia Karthagos.

Seite 30. Sikka ist das heutige Keff, 180 Kilometer südwestlich von Karthago. Der dort betriebene zynische Venuskult war berüchtigt.

Seite 38. Die Erwähnung der gekreuzigten Löwen stützt sich auf Plinius c. 18, wo erzählt wird, daß Scipio Aemilianus und Polybios auf einem gemeinsamen Spazierritt in der Umgebung Karthagos solche gekreuzigte Tiere sahen.

Seite 43. Über die Kabiren (d.h. die Mächtigen) und die Kabirenmysterien vgl. L.

Preller, Griechische Mythologie, 4. Aufl., Berlin, 1894, Bd. l, 847-864.

Seite 61. Über den Kult der Tanit (identisch mit Astarte u.a.) vgl. Münter, Religion der Karthager, 2. Aufl., S. 79 ff. Über ihren Tempel vgl. N. Davis, Karthago und seine Überreste, Leipzig, 1863, S. 110 ff.

Seite 63. Der doppelgipflige Berg der Heißen Wasser, von Virgil gepriesen, jetzt Hammam el Enf, liegt 15 Kilometer südlich von Karthago.

Seite 65. Die Säulen des Melkarth sind natürlich die Säulen des Herkules (Gibraltar).

Seite 80. Das vielumstrittene »Ledergeld« entspricht unserm heutigen Papiergeld.

Seite 92, ebenso Seite 282. »Zügellose Pferde«. Dies stützt sich auf Livius XXI, c. 44.

Wahrscheinlich hatten die Numidier nur leichte Trensengebisse, was der Römer als

»ungezäumt« ansieht.

Seite 98. Flaubert antwortete auf den Angriff eines Gelehrten u.a.: »Hinsichtlich des Tanittempels bin ich sicher, ihn so rekonstruiert zu haben, wie er war: an der Hand der Abhandlung über die syrische Göttin, – der Münzen des Herzogs von Lnynes, – dessen, was man vom Jerusalemer Tempel weiß, – einer Stelle aus dem heiligen Hieronymns, zitiert von Selden (De diis syriis), – des Planes vom Tempel in Gozzo, der sicher karthagisch ist, – und vor allem nach den Ruinen des Tempels von Thugga, den ich mit eigenen Augen gesehen habe… .« (Anhang zur Edition définitive, p. 356).

Seite 124. Die afrikanischen Phönizier nannten sich noch in der römischen Kaiserzeit

»Kanaaniter«, nach ihrer Heimat Chna (d.h. Niederung).

Seite 142. Die Lage von Gorza ist nicht überliefert. Wahrscheinlich lag sie südlich des Unterlaufs des Bagradas.

Seite 146. Flaubert nimmt augenscheinlich den Khamontempel am Markt (Forum) und

westlich der Hafenanlagen gelegen an.

Der Haupttyp der Schlachtschiffe war um 240 v. Chr. bereits die Pentere, sowohl auf karthagischer wie römischer Seite.

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