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Hügel empor, wo die Barbaren standen.

Endlich stürzten sie wiederum wild vor, und das Kampfgetümmel begann von neuem.

Mehrfach ließen die Söldner sie dicht herankommen, indem sie ihnen zuriefen, sie wollten sich ergeben. Dann aber töteten sie sich selber mit entsetzlichem Hohngelächter, und je mehr fielen, desto höher stiegen die übrig bleibenden Verteidiger. Es war, als wachse allmählich eine Pyramide auf. Bald waren ihrer nur noch fünfzig, dann zwanzig, dann drei, und schließlich nur noch zwei: ein Samniter, mit einer Axt bewaffnet, und Matho, der noch sein Schwert besaß.

Knieend hieb der Samniter mit seiner Waffe nach rechts und links. Dabei warnte er Matho vor den Schlägen, die man gegen ihn führte:

»Achtung, Herr! Dort! Da!«

Matho hatte Schulterschutz, Helm und Küraß verloren. Er war vollständig nackt und bleicher als die Toten um ihn herum. Das Haar stand ihm in die Höhe, und zwei Schaumstreifen flossen aus seinen Mundwinkeln. Sein Schwert kreiste mit solcher Schnelligkeit, daß es ihn mit einem Strahlenkranz umgab. Ein Stein zerschmetterte es am Griff. Der Samniter war gefallen, und die Flut der Karthager umbrandete nun den letzten der Söldner und kam dicht an ihn heran. Da hob er seine beiden leeren Hände gen Himmel, schloß die Augen und stürzte sich mit ausgebreiteten Armen in die Lanzen, wie ein Mensch, der sich von einem Vorgebirge ins Meer wirft.

Man wich ihm aus. Mehrmals rannte er gegen die Karthager an. Doch immer wieder gaben sie ihm Raum und wandten ihre Waffen ab. Mathos Fuß stieß gegen ein Schwert. Er wollte es ergreifen. Da fühlte er sich an Händen und Füßen gefesselt und fiel zu Boden.

Naravas war ihm seit einiger Zeit auf Schritt und Tritt mit einem jener großen Netze gefolgt, mit denen man wilde Tiere fängt. Indem er den Augenblick benutzte, wo Matho

sich bückte, hatte er es ihm übergeworfen. Nun band man ihn auf dem Elefanten fest, mit kreuzförmig weit ausgespreizten Gliedern. Alle Unverwundeten begleiteten ihn im Sturmschritt, unter mildem Lärm nach Karthago.

Die Siegesnachricht war dort unerklärlicherweise schon in der dritten Nachtstunde eingetroffen. Die Wasseruhr am Khamontempel zeigte die fünfte Stunde, als man Malka erreichte. Da schlug Matho die Augen auf. Auf den Dächern der Häuser schimmerten so

viele Lichter, daß die Stadt in Flammen zu stehen schien.

Ungeheures Getöse draug ihm verworren entgegen. Er lag auf dem Rücken und

betrachtete die Sterne.

Dann schloß sich eine Tür, und Finsternis umhüllte ihn.

Am nächsten Tag um die nämliche Stunde starb der letzte von denen, die in der »Säge«

zurückgeblieben waren.

An dem Tage, wo ihre Gefährten abmarschiert waren, hatten heimziehende Zuaesen die

Felsen weggerollt und die Barbaren auf kurze Frist ernährt.

Man wartete immer noch auf Mathos Erscheinen und wollte den Ort nicht verlassen, aus Mutlosigkeit und Ermattung, auch aus jenem Eigensinn, mit dem sich Kranke weigern, den Platz zu wechseln. Schließlich aber waren die Nahrungsmittel aufgezehrt und die Zuaesen weitergezogen.

Die Punier wußten, daß höchstens noch dreizehnhundert Mann von den Söldnern übrig

waren. Um ihnen ein Ende zu bereiten, bedurfte man keiner Soldaten.

Die wilden Tiere, besonders die Löwen, hatten sich seit den drei Jahren, die der Krieg währte, vermehrt. Naradas hatte eine große Treibjagd veranstaltet, wobei er in bestimmten Abständen Ziegen an Pfähle gebunden und damit die Bestien in die Säge gelockt hatte.

Dort hausten sie noch, als ein Kundschafter der Alten ankam, um festzustellen, was von den Barbaren noch übrig sei.

Auf der ganzen Ebene lagen Löwen und Leichen. Tote, Waffen und Kleider bildeten eine einzige Masse. Fast allen Leichnamen fehlte der Kopf oder irgendein Glied. Wenige nur sahen unversehrt aus, manche waren zu Mumien ausgedörrt. Staubbedeckte Schädel grinsten aus Helmen. Fleischlose Füße sahen ans Beinschienen hervor. Skelette trugen noch Mäntel, und gebleichte Gebeine leuchteten wie helle Flecken im Sande.

Die Löwen ruhten mit der Brust uud ihren vorgestreckten Vordertatzen auf dem Boden.

Geblendet vom Sonnenlicht, das grell von den weißen Felsen zurückstrahlte, blinzelten sie. Andre saßen auf deu Hintertatzen und starrten vor sich hin. Wieder andre schliefen, zu Knäueln zusammengerollt, halb verdeckt von ihren dichten Mähnen. Alle sahen

übersättigt, träge und gelangweilt aus. Uubeweglich lagen sie wie das Gebirge und die Toten. Die Nacht sank herab. Breite rote Streifen flammten im Westen am Himmel.

Aus einem der unregelmäßig über die Erde verstreuten Haufen erhob sich eine Gestalt,

undeutlich wie ein Gespenst. Einer der Löwen schritt ihr entgegen. Sein Riesenkörper hob sich als schwarzer Schatten vom purpurroten Himmelsgrund ab. Als er dem Manne ganz

nahe war, schlug er ihn mit einem Schlag seiner Tatze zu Boden.

Dann legte er sich laug auf ihn nieder und zerrte mit seinen Zähnen langsam die Eingeweide heraus. Nach einiger Zeit öffnete er seinen Rachen in ganzer Weite und stieß mehrere Minuten hindurch ein langes Gebrüll ans, dessen Echo die Berge zurückwarfen,

bis es schließlich in der Einöde verhallte.

Plötzlich rollten kleine Steine von der Höhe herab. Tritte huschten über den Boden. Von der Schlucht und der Drahtsperre her tauchten spitze Schnauzen und große Stehohren auf.

Fahlrote Augäpfel funkelten. Das waren die Schakale, die herbeischlichen, die Überreste zu verzehren.

Der Karthager, der das, über den steilen Rand der Halde herabgebeugt, sah, machte sich auf den Heimweg.

15

Kapitel

Matho

Karthago frohlockte in tiefer, allgemeiner, maßloser, wahnwitziger Freude. Man hatte die Zerstörungen flüchtig ausgebessert, die Götterbilder neu bemalt, das Pflaster mit Myrtenzweigen bestreut und an den Straßenecken Weihrauch entzündet. Die Menge auf den Terrassen glich mit ihren bunten Gewändern großen Blumeubeeten in hängenden Gärten.

Das unaufhörliche Summen der Stimmen ward durch die Rufe der Wasserträger

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