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»Danke, Jicha, danke!«

Am nächsten Morgen zog Atréju Bastian beiseite.

»Hör zu, Bastian, Fuchur und ich, wir müssen uns bei dir entschuldigen.

Der Rat, den wir dir gegeben haben, war gut von uns gemeint - aber

töricht. Seit du ihn befolgt hast, geht unsere Reise nicht mehr weiter. Wir haben heute nacht lange darüber gesprochen, Fuchur und ich. Du wirst von hier nicht mehr fortkommen, und wir mit dir, solange du dir nicht wieder etwas wünschst. Es ist unvermeidlich, daß du dadurch noch mehr vergißt, trotzdem bleibt nichts anderes übrig. Wir können nur hoffen, daß du doch noch rechtzeitig den Rückweg findest. Wenn wir hier bleiben, ist dir ja auch nicht geholfen. Du mußt von der Macht AU-RYNS Gebrauch machen und deinen nächsten Wunsch finden.« »Ja«, sagte Bastian, »Jicha hat mir dasselbe gesagt. Und ich weiß ihn auch schon, meinen nächsten Wunsch.

Komm mit, denn ich will, daß alle ihn hören sollen.«

Sie kehrten zu den anderen zurück.

»Freunde«, sagte Bastian laut, »bisher haben wir vergebens nach dem Weg gesucht, der mich in meine Welt zurückbringen kann. Ich fürchte, wenn wir so weitermachen, werden wir ihn nie finden. Deshalb habe ich beschlossen, die einzige Person aufzusuchen, die mir darüber Auskunft geben kann. Das ist die Kindliche Kaiserin. Ab heute ist das Ziel unserer Reise der Elfenbeinturm.«

»Hurra!« schrien die drei Herren wie aus einem Mund.

Aber Fuchurs bronzene Stimme dröhnte dazwischen:

»Laß davon ab, Bastian Balthasar Bux! Was du willst, ist unmöglich!

Weißt du denn nicht, daß man der Goldäugigen Gebieterin der Wünsche nur ein einziges Mal begegnet? Du wirst sie nicht wiedersehen!«

Bastian richtete sich hoch auf.

»Mondenkind verdankt mir sehr viel!« sagte er gereizt, »ich kann mir nicht denken, daß sie sich weigern wird, mich zu empfangen.«

»Du wirst noch lernen«, gab Fuchur zurück, »daß ihre Entscheidungen bisweilen schwer zu begreifen sind.«

»Du und Atréju«, antwortete Bastian und fühlte, wie ihm der Zorn in die Stirn stieg, »wollt mir dauernd Ratschläge geben. Ihr seht ja selbst, wohin es uns geführt hat, daß ich eurem Rat gefolgt bin. Jetzt werde ich selber entscheiden. Ich habe schon entschieden, und dabei bleibt es jetzt.«

Er holte tief Luft und fuhr etwas gelassener fort:

»Außerdem geht ihr immer von euch aus. Aber ihr seid Geschöpfe Phantásiens, und ich bin ein Mensch. Woher wollt ihr wissen, daß für mich

das gleiche gilt wie für euch? Als Atréju AURYN trug, war es anders für ihn, als es für mich ist. Und wer soll Mondenkind denn das Kleinod zurückgeben, wenn nicht ich? Man begegnet ihr kein zweites Mal, sagst du?

Aber ich bin ihr ja schon zweimal begegnet. Das erste Mal haben wir uns für einen Augenblick gesehen, als Atréju bei ihr eintrat, und das zweite Mal, als das große Ei explodierte. Für mich ist alles anders als für euch.

Und ich werde sie zum drittenmal sehen.«

Alle schwiegen still. Die Herren, weil sie nicht verstanden, worum die Auseinandersetzung eigentlich ging, und Atréju und Fuchur, weil sie tatsächlich unsicher geworden waren. »Ja«, sagte Atréju schließlich leise,

»vielleicht ist es so, wie du sagst, Bastian. Wir können nicht wissen, wie die Kindliche Kaiserin sich dir gegenüber verhalten wird.« Danach brachen sie auf, und schon nach wenigen Stunden, noch ehe es Mittag war, hatten sie den Waldrand erreicht.

Vor ihnen lag eine weite, ein wenig hügelige Graslandschaft, durch die sich ein Fluß schlängelte. Als sie ihn erreicht hatten, folgten sie seinem Lauf.

Atréju flog wieder wie früher auf Fuchur der Reitergruppe voraus und umkreiste sie in weitem Bogen, um den Weg zu erkunden. Aber beide waren sorgenvoll, und ihr Flug war weniger leicht als früher.

Als sie einmal sehr hoch gestiegen und weit vorausgeflogen waren, sahen sie, daß das Land in der Ferne wie abgeschnitten schien. Ein Felsenabsturz führte zu einer tiefer gelegenen Ebene, die - so weit man sehen konnte -

dicht bewaldet war. Der Fluß stürzte in einem gewaltigen Wasserfall dort hinunter. Aber diese Stelle war für die Reiter frühestens am nächsten Tag zu erreichen.

Sie kehrten um.

»Glaubst du, Fuchur«, fragte Atréju, »daß es der Kindlichen Kaiserin gleichgültig ist was aus Bastian wird?«

»Wer weiß«, antwortete Fuchur, »sie macht keine Unterschiede.«

»Aber dann«, fuhr Atréju fort, »ist sie wahrlich eine…«

»Sprich es nicht aus!« unterbrach ihn Fuchur. »Ich weiß, was du meinst, aber sprich es nicht aus.«

Atréju schwieg eine Weile, ehe er sagte:

»Er ist mein Freund, Fuchur. Wir müssen ihm helfen. Auch gegen den Willen der Kindlichen Kaiserin, wenn es sein muß. Aber wie?«

»Mit Glück«, antwortete der Drache, und zum ersten Mal klang es, als habe die Bronzeglocke seiner Stimme einen Sprung.

An diesem Abend wurde eine leerstehende Blockhütte, die am Flußufer stand, als Raststätte für die Nacht erwählt. Für Fuchur war sie natürlich zu eng, und er zog es vor, wie früher so oft, in luftigen Höhen zu schlafen.

Auch die Pferde und Jicha mußten draußen bleiben. Während des Abendessens erzählte Atréju von dem Wasserfall und der merkwürdigen Stufe in der Landschaft, die er gesichtet hatte. Dann sagte er wie beiläufig:

»Übrigens sind Verfolger auf unserer Spur.«

Die drei Herren sahen sich an.

»Holla!« rief Hýkrion und zwirbelte unternehmungslustig seinen schwarzen Schnauzbart, »wie viele?«

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