Unser Weg führte die ganze Zeit bergauf, und oben lichtete sich der Wald. Es gab es eine kleine Aussichtsplattform mit einer Mauer drumrum und einen ziemlich tollen Blick über das Land. Aber das Tollste war ein kleiner Kiosk, wo man Wasser kaufen konnte und Schokoriegel und Eis. Da mussten wir also schon mal nicht verhungern, und deshalb blieben wir auch in der Nähe von diesem 157
Kiosk. Nicht weit den Berg runter lag eine abschüssige Wiese, und da fanden wir einen stil-len Platz hinter riesigen Holunderbüschen.
Wir legten uns in die Sonne und dösten, und so verbrachten wir den Tag. Für die Nacht deckten wir uns noch mal mit ordentlich Sni-ckers und Cola ein und krochen dann in unsere Schlafsäcke und hörten die Grillen zirpen.
Den ganzen Tag über waren Wanderer, Fahrradfahrer und Busse vorbeigekommen, um die Aussicht zu genießen, aber als es dämmerte, kam niemand mehr, und wir hatten den ganzen Berg für uns. Es war immer noch warm, fast zu warm, und Tschick, der es am Ende mit reichlich Gel im Haar geschafft hatte, zwei Bier aus dem Kioskbesitzer rauszu-leiern, öffnete die Flaschen mit dem Feuerzeug.
Die Sterne über uns wurden immer mehr.
Wir lagen auf dem Rücken, und zwischen den kleinen Sternen tauchten kleinere auf und zwischen den kleineren noch kleinere, und das Schwarz sackte immer weiter weg.
«Das ist Wahnsinn», sagte Tschick.
«Ja», sagte ich, «das ist Wahnsinn.»
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«Das ist noch viel besser als Fernsehen. Obwohl Fernsehen auch gut ist. Kennst du Krieg der Welten?»
«Logisch.»
«Kennst du Starship Troopers?»
« Mit den Affen?»
«Mit Insekten.»
«Und am Ende so ein Gehirn? Der riesige Gehirnkäfer mit so - mit so schleimigen Din-gern?»
«Ja!»
«Der ist Wahnsinn.»
«Ja, der ist der Wahnsinn.»
«Und kannst du dir vorstellen, irgendwo da oben, auf einem dieser Sterne - ist es jetzt genau so! Da leben wirklich Insekten, die sich gerade in dieser Sekunde eine Riesenschlacht um die Vorherrschaft im Weltall liefern - und keiner weiß davon.»
«Außer uns», sagte ich.
«Außer uns, genau.»
«Aber wir sind die Einzigen, die das wissen.
Auch die Insekten wissen nicht, dass wir das wissen.»
«Mal im Ernst, glaubst du das?» Tschick stützte sich auf den Ellenbogen und sah mich an. «Glaubst du, da ist noch irgendwas? Ich 159
mein jetzt nicht unbedingt Insekten.
Aber irgendwas?»
«Ich weiß nicht. Ich hab mal gehört, dass man das ausrechnen kann. Es ist total unwahrscheinlich, dass es was gibt, aber alles ist eben auch unendlich groß, und total unwahrscheinlich mal unendlich gibt dann eben doch eine Zahl, also eine Zahl von Planeten, wo's was gibt. Weil, bei uns hat's ja auch geklappt.
Und irgendwo sind garantiert auch Riesenin-sekten da oben.»
«Das ist genau meine Meinung, genau meine Meinung!» Tschick legte sich wieder auf den Rücken und schaute angestrengt hoch.
«Wahnsinn, oder?», sagte er.
«Ja, Wahnsinn.»
«Mich reißt's gerade voll.»
«Und kannst du dir das vorstellen: Die Insekten haben natürlich auch ein Insektenkino!
Die drehen Filme auf ihrem Planeten, und irgendwo im Insektenkino schauen sie sich gerade einen Film an, der auf der Erde spielt und von zwei Jungen handelt, die ein Auto klauen.»
«Und es ist der totale Horrorfilm!», sagte Tschick. «Die Insekten ekeln sich vor uns, weil wir überhaupt nicht schleimig sind.»
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«Aber alle denken, es ist nur Science-Fiction, und in Wirklichkeit gibt's uns gar nicht. Menschen und Autos - das ist für die totaler Quatsch. Das glaubt bei denen keiner.»
«Außer zwei jungen Insekten! Die glauben das. Zwei Junginsekten in der Ausbildung, die haben gerade einen Armeehelikopter entführt und fliegen über dem Insektenplaneten rum und denken genau das Gleiche. Die denken, dass es uns gibt, weil wir ja auch denken, dass es sie gibt.»
«Wahnsinn!»
«Ja, Wahnsinn.»