Seine Mama hat schon lange Streifen Rinde von den Bäumen heruntergerissen,und auch diese letzte Möglichkeit, den Hunger zu stillen, ist nun erschöpft. Mitihrem feinen Spürsinn hat sie einen Ort ausfindig gemacht, wo der Schneeweniger tief liegt und man doch noch etwas Futter finden kann. Sie scharrt vorsichtig mit dem Fuß und findet immer wieder einige noch grüne Grashalme.
Sie selbst rührt nichts an, sondern zeigt Bambi, was er essen kann.
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Plötzlich richtet sie sich auf, steckt die Nase iA die Luft und wittert. ,,Habennicht die Krqhen gerufen?" Schon überfliegt ein großer Schwarm die Wipfelder Bäume; er kommt vom letzten Rande des Waldes, von dort, woher sichimmer die Gefahr nähert.
„Schnell ins Dickicht!" ruft die Mutter. ,,Schau dich nicht um! Lauf so schnelldu kannst, lauf!" Sie flieht davon und zieht ihr Junges mit sich, das ihr nachrennt, so schnell es nur kann. Außer sich vor Angst und Schrecken läuft Bambi,bis er ganz atemlos ist, und erreicht schließlich ihren geheimen Zufluchtsort.
,,Bum, bum!" Was ist denn das für ein Lärm, der wie Donner klingt?
Nun dreht er sich um: seine Mutter ist nicht mehr da!
Bambi ist ganz allein. Er ruft: ,,Mama, Mama!"
Er hat entsetzliche Angst. Immer wieder
ruft er, aber niemand
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kommt. Verzweiflung erfaßt ihn. Plötzlich taucht sein Vater aus dem Gebüschvor ihm auf und schaut voll Mitleid auf
ihn nieder. ,,Warum rufst du?" fragt erihn leise. Bambi schweigt zitternd. ,,Du
wartest vergebens auf deine Mutter",
fährt der König des Waldes fort, ,,sie
kommt nie wieder. Der Mensch hat sie
dir genommen. Du mußt jetzt tapfer
sein und mußt lernen, allein für dich zu
sorgen. Komm, mein Sohn, ich will dich
lehren, was du nun wissen mußt." Mitdiesen Worten verschwindet der Alte
langsam und majestätisch im dichten
Gebüsch. Der Junge folgt ihm traurigund gedankenvoll.
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Es ist wieder Frühling geworden.
Nachdem seine Mutter verschwunden war, hat Bambi eine recht harteZeit durchlebt, aber er ist mit seinem
Geschick fertiggeworden. Er ist stolz
auf sein heranwachsendes Geweih,
das so fest und hart ist. Er spürt, wieseine Kraft wächst. Er durchpflügt mit
seinem Geweih den Boden so heftig,
daß die erschreckten Maulwürfe aus