"Unleash your creativity and unlock your potential with MsgBrains.Com - the innovative platform for nurturing your intellect." » » Das Alphabet des Ben Sira online lesen

Add to favorite Das Alphabet des Ben Sira online lesen

Select the language in which you want the text you are reading to be translated, then select the words you don't know with the cursor to get the translation above the selected word!




Go to page:
Text Size:

Alphabet des Ben Sira

III. „Kritik“ der rabbinischen Tradition von ihnen war Jona tan ben Usiel, der kleinste unter ihnen 4. Ben Siras Charakter

war Jochanan ben Sak kai.

Von Rabbi Jochanan ben Sakkai erzählt man, dass er von So außerordentlich Ben Siras Zeugung ist, so ist sie doch kein Einden Schriften – Mischna, Talmud, Halacha, Haggada, die zelfall. Insgesamt werden drei Personen mit dem gleichen Anfangs-Prinzi pien1 der Tora und die Prinzipien der Schriftgelehrten, schicksal genannt: Rab Sera, Rab Papa und Ben Sira. Die Charak-die [Schlüsse vom] Gewichtigeren auf das Geringere und terisierung dieser drei als idealtypische Gelehrte findet sich an drei durch Wortanalogie, Zirkelschlüsse2 und die Gematria3, Stellen im Talmud1 fast wörtlich wieder. Dort stammen die Erklä-Gespräche der Dienstengel und Gespräche der Dämonen, rungen aus dem Mund verschiedener Gelehrter, die erzählen, warum Palmensäuseln,4 Wäscher- und Fuchsfabeln, Großen und sie das Verdienst eines langen Lebens erlangt haben. Der Text in Kleinen – nichts zurückgelassen habe[, was noch zu stu-bSuk 28a ist der Darstellung im Buche des Ben Sira am ähnlichsten, die ren sei].

auch deswegen, weil sie im Anschluss eine zweite fast wörtliche Parallele bietet, in der Jochanan ben Sakkai als vortrefflicher GeDas Große: das Thronwagenwerk,5

lehrter geschildert wird. Die Eigenschaften Jochanans, die im letz-das Kleine: die Disputationen von Abaje und Raba.6

ten Abschnitt aufgezählt werden, werden im Alphabet des Ben Sira Damit geht in Erfüllung, was geschrieben steht: wörtlich auf Ben Sira übertragen:2

Meine Lieben Besitz erben zu lassen. Und ihre Schatzkammern fülle ich. (Koh 8,21)

Man erzählt von Rabbi Jochanan ben Sakkai, er habe nie im Leben ein unnützes Gespräch geführt, er sei nie im Leben Wenn nun schon der Kleinste von ihnen so war, um wie viel vier Ellen ohne Tora und ohne Gebetsriemen gegangen, bedeutender muss dann der Größte unter ihnen gewesen nie in seinem Leben sei jemand früher als er im Lehrhaus sein.

gewesen. Er habe nie im Leben im Lehrhaus geschlafen, Man erzählt von Rabbi Jonatan ben Usiel. Dass, wenn er weder einen regelmäßigen Schlaf noch einen gelegentlichen dasaß und sich mit der Tora befasste, jeder Vogel, der über Schlaf. Er habe nie im Leben in schmutzigen Durchgängen ihn flog, verbrannte.

[über die Tora] nachgedacht. Er habe, wenn er fortging, nie jemanden im Lehrhaus zurückgelassen. Nie habe ihn Diskussionen zwischen Abaje (278-338)7 und Raba8 (gest. 352), jemand müßig sitzend angetroffen, sondern nur studierend.

beides babylonische Gelehrte, sind vorwiegend im babylonischen Nie habe ein anderer als er selbst die Tür für seine Schüler Talmud überliefert. In der Regel wird Rabas Sicht der Gesetzesaus-geöffnet. Nie habe er etwas gesagt, was er nicht von seinem Lehrer gehört hatte. Und nie habe er gesagt, es sei Zeit, das 1

Oder: Feinheiten. L. Goldschmidt übersetzt in den Parallelstellen Lehrhaus zu verlassen, ausge nommen die Vorabende des bSuk 28a und bBB 134a: Subtilitäten.

Pesachfestes und die Vorabende des Versöhnungstages.

2

Wörtlich: Kreislauf, Epoche, Jahreszeit. bSuk 28a: „Wortanalogie und Dies war auch die Gepflogenheit seines Schülers Elieser.

Astrono mie.“ L. Goldschmidt, bBB 134a, Anm. 788: „Eigentlich Um-kreisungen, sc. der Sonne und übrigen Himmelskörper.“

Die Rabbanan3 lehrten:

3 Oder:

Astronomie

und

Geometrie?

4

Achtzig Schüler hatte Hillel der Ältere, dreißig von ihnen Siehe Lutz Röhrich, Der Baum in der Volksliteratur, in Märchen, My-wa ren würdig, dass die Gottheit auf ihnen ruhe wie auf then und Riten: http://www.maerchenlexikon.de/archiv/archiv/roeh-unserem Lehrer Mose. Dreißig von ihnen waren würdig, rich01.htm.

5

Die mystische Schau Gottes.

dass für sie die Sonne stehen bleibe wie für Josua, den Sohn 6

Vgl. Yassif (A), 213-213: Im sechsen Jahr Sifra und Sifre, Tanna deNuns, und zwan zig waren mittelmäßig. Der bedeutendste beElijahu und die für Menschen versiegelten Dinge. Im siebten Jahr war ihm weder etwas Großes noch etwas Kleines übrig geblieben.

7

Datierung der EEJ 1, 44-45. Nach bChul 133a war er der erste, der 1

Vgl. bTaan 20b; bSuk 28a; bMeg 27b-28a.

zwischen wörtlichem Schriftsinn und dessen Interpretation unter2

Vgl. bSuk 28a. Siehe Übersetzung Seite 2.

schied.

3

Die Gruppe der rabbinischen Gelehrten.

8

Abba ben Josef ben Chama (bEr 54a).

272

273

Alphabet des Ben Sira

III. „Kritik“ der rabbinischen Tradition legung bis auf sechs Ausnahmen akzeptiert.1 Nach bEr 3a repräsen-tieren die Dis kussionen zwischen Abaje und Raba die talmudische 5. Ben Sira in der Schule

Dialektik schlecht hin. Abaje greift bei seiner Argumentation eher auf vorliegende Traditio nen zurück, während Raba unabhängig da-Ben Sira, der mit Zähnen zur Welt gekommen ist und gleich spre-von schlussfolgert. Abaje, der oftmals auch volkstümliche Traditi-chen kann, hat sich seit der Stunde seiner Geburt von Brot, Fleisch onen zitiert (geh, und sieh, was die Leute sagen), ist einer der rabbi-und Wein – für einen Säugling recht unverträgliche Speisen – er-nischen Gelehrten, die sich für „das Buch Ben Sira“ einsetzte.2 Raba nährt. Nach Verlauf eines Jahres zieht er hinaus in die Welt um zu wird mit diesem Buch eher Probleme gehabt haben, heißt es doch in lernen. In einer Synagoge trifft er einen Lehrer und verlangt, unter-bBer 17a, er habe gesagt:

richtet zu werden. Anstatt aber jeden Buchstaben für seinen Lehrer Der Endzweck der Weisheit ist Umkehr und gute Werke, zu wiederholen, antwortet Ben Sira mit einem Sinnspruch, der mit damit der Mensch nicht lese und lerne, sich dann aber dem zu lernenden Buchstaben beginnt. Auf jeden dieser Sinnsprüche gegen Vater und Mutter auflehne, gegen seine Lehrer und antwortet der Lehrer. Vordergründig scheint sich der Lehrer seine gegen den, der größer ist als er in Weisheit und Zahl, denn Lebensgeschichte von dem kleinen Ben Sira entlocken zu lassen.

es heißt:

In Wirklichkeit aber führt er in diesem Gespräch Ben Sira vor. Der Der Weisheit Anfang ist die Gottesfurcht, ein gutes Ansehen Lehrer antwortet nämlich, indem sein Satz mit dem Buchstaben befür alle, die sie ausüben. (Ps 110,10) ginnt, den Ben Sira lernen sollte, und oft genug fordert er ihn derart Es heißt nicht „lernen“ sondern „ausüben“.

auf, einen zuvor genannten Lehrsatz mit anderem Buchstabenbeginn Nur denen, die sie um ihrer selbst willen ausüben, nicht zu wiederholen. Der Lehrer ist damit derjenige, der das Gespräch aber denen, die sie nicht um ihrer selbst willen ausüben.

lenkt, und im Laufe des Gesprächs wird immer deutlicher, worum es Für jeden aber, der sie nicht um ihrer selbst willen ausübt, ihm mit diesem naseweisen Kind geht. Er lässt es über Dinge reden, wäre es besser, er wäre nicht erschaffen worden.

von denen es – aufgrund seines Alters und seiner beschränkten Lebenserfahrung – nichts versteht. Das Kind vermeint alles zu wissen Als Ben Sira fünf Jahre alt ist, hat er die gesamte rabbinische Tra-und vergisst – selbstgefällig – die Grundlagen des zwischenmensch-dition gelernt. Mit zehn Jahren kennt er sämtliche Prinzipien der lichen Umgangs: Es ist respektlos und ehrt den Lehrer ebenso wenig Schriftausle gung, und damit auch die Grundlagen der Hermeneu-wie zuvor die Mutter.

tik, mit fünfzehn Jahren beherrscht er die Kunst des Vortragens (die Die Idee, Geschichten oder Sinnsprüche innerhalb des Ge-Deklamation), die Sprache der Engel, kennt alle Gleichnisse und spräches zwischen Lehrer und Schüler alphabetisch aneinander zu Fabeln (Sternparabeln und Fuchsparabeln), und mit zwanzig Jahren reihen, geht auf das Buch des Sirach (Ecclesiasticus) zurück, das hat er sein Studium der Theologie abgeschlossen. Er hat Einblick in am Schluss im hebrä ischen Text ein alphabetisches Loblied auf die die himmlischen Sphären und kann den Thron Gottes beschreiben.

Are sens