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Da sprach der Heilige, gepriesen sei er: Wenn er sich jemals einen Schwur hat auflösen lassen, so kehre er zurück, wenn nicht, so braucht er nicht zurückzukehren.

Daraufhin sagte [der Todesengel] zu ihm: Dann gib mir mein Messer.

Dieser gab es ihm aber nicht zurück.

Da ertönte eine Hallstimme und sprach zu ihm: Gib es ihm zurück, denn er braucht es für die Geschöpfe.

Auch der Verweis auf Jehoschua ben Levi wurde von dritter Hand hinzugefügt.

1

1 Chron 4,10.

2

Siehe auch bBer 51a.

302

V. Eine fabelhafte Ethik In einigen der Geschichten, die Ben Sira Nebukadnezar erzählt, sind die Protagonisten Tiere, die in der Art und Weise von Menschen handeln und reden.1 Diese Erzählungen sind der literarischen Gattung der Fabel zuzuordnen.2 Merkmal der Fabel ist es, Menschen zu belehren mit dem Ziel, „gesellschaftliche, politische oder sittlich-moralische Änderungen herbeizuführen.“3 Dies wiederum geschieht nur, wenn die Fabel als solche verstanden und damit gedeutet, wenn der Zweitsinn der Fabel erkannt wird. Die Fabel dient – aus Sicht ihres Urhe-bers – der Wahrheitsfindung. „Weil diese aber oft unerträglich und schwer verdaulich ist, wird ihr erheblicher Widerstand entgegenge-setzt. Die Fabel überwindet den Widerstand des Hörers oder Lesers, indem die bittere Pille überzuckert und der nackten Wahrheit ein Tierwanst oder ein närrisches Gewand umgelegt wird.“4 Der Grund, sich der Fabel zur Vermittlung von Botschaften zu bedienen, wird am Anfang der Erzählungen über Ben Sira am Hofe Nebukadnezars5

deutlich. Nebukadnezar lädt Ben Sira vor, weil er dessen Weisheit testen will. Ben Sira kann sich der Einladung nicht entziehen, befindet sich aber als Gast in einer heiklen Situation, da er dem König ausgeliefert ist. Der König ist Herr über Leben und Tod, er kann Ben Sira schaden und ihn sogar töten, wann immer es ihm beliebt.

1

Siehe D. Daube, Ancient Hebrew Fables. The Inaugural Lecture of the Oxford Centre for Postgraduate Hebrew Studies, Oxford 1973.

2

Siehe H.G. Coenen, Die Gattung Fabel, Göttingen 2000. E. Leibfried, Fabel, Stuttgart 1972. R. Dithmar, Die Fabel: Geschichte, Struktur, Didaktik, 4. Aufl., Paderborn 1974. E. Yassif, The Hebrew Folktale.

History, Genre, Meaning, Bloomington, Indiana 1999, 23-26.

3

W. Freund-Spork, Die Fabel, Hollfeld 2003, 14 und 54: „Die Fabel wird in erster Linie geschrieben, um zu belehren (docere!), und erst nachrangig, um zu erfreuen (delectare!), wenngleich der antike Fa-beldichter Phädrus die völlige Gleichwertigkeit beider Funktionen betonte und der narrativ-fiktionalen Komponente einen wichtigen Platz einräumte.“

4

W. Freund-Spork, Die Fabel, 60. – Siehe auch J. E. Salisbury, The Beast within. Animals in the Middle Ages, New York 1994. J. Berlioz, M.A. Polo de Beaulieu (Hg.), L’animal exemplaire au Moyen Âge, Rennes 1999. N.C. Flores (Hg.), Animals in the Middle Ages, New York 2000.

5

Der biblische Nebukadnezar, König von Babel, regierte 605-562. 597

erfolgt die erste, 586 die zweite Wegführung der Israeliten nach Babylonien.

303

Alphabet des Ben Sira

V. Eine fabelhafte Ethik

Erst nachher heißt es ja:

Und Gott sprach es werde Licht und es ward Licht? (Gn 1,3) 1. Der König und der Weise

Sie dachten, er könne dann dazu kommen, sie zu fragen, Das Testen oder Prüfen der Gelehrsamkeit eines Weisen durch ei-was oben und was unten, was vorher und was nachher sei[, nen König ist ein literarisches Motiv, das auch in der rabbinischen was verboten ist].1

Literatur belegt ist. Es dient dazu, die traditionelle Gelehrsamkeit Dann hätten sie ihm auch nicht [auf seine Frage] nach dem vor einem fremden König inhaltlich darzustellen, wohl wissend, dass Himmel antworten sollen!

dieser die Macht hat, aller Gelehrsamkeit ein Ende zu setzen, wenn ihm nicht gefällt, was er hört. Das nötigt den Gelehrten neben ihrem Zuerst glaubten sie, es sei nur Zufall, dass er dies gefragt Wissen ein gesundes Maß an Diplomatie, Voraussicht, eine gewisse hatte. Als sie aber sahen, dass er weiter solches fragte, Schläue, aber auch Zivilcourage und Unbeugsamkeit bei drohendem überlegten sie, darauf nicht zu antworten, weil es sonst Rechtsbruch ab, wie in bTamid 32a deutlich wird, wo Alexander der dazu kommen könnte, dass er sie fragte, was oben und was Makedonier die Ältesten des Südens ausfragt: unten und was vorher und nachher sei.

Er [Alexander] sprach zu ihnen: Ist die Entfernung vom Er sprach zu ihnen: Wer ist weise?

Himmel zur Erde größer oder vom Osten zum Westen?

Sie erwiderten ihm: Weise ist, wer die Folgen voraussieht.

Sie erwiderten ihm: Vom Osten zum Westen.

Dies ist zu beweisen: Ist die Sonne im Osten, so kann jeder Er sprach zu ihnen: Wer ist ein Held?

auf sie schauen, ist die Sonne im Westen, so kann jeder auf Sie erwiderten ihm: Ein Held ist, wer seinen Trieb sie schauen, ist die Sonne im Zenit, kann niemand auf sie bezwingt.

schauen [weil sie blendet].

Er sprach zu ihnen: Wer ist reich?

Die Weisen aber sagen: Beide [Entfernungen] gleichen Sie erwiderten ihm: Reich ist, wer über sein Schicksal froh einander, denn es heißt:

ist.

Wie hoch der Himmel über der Erde ist … so fern ist der Osten vom Westen. (Ps 103,11-12)

Er sprach zu ihnen: Was soll der Mensch tun, damit er lebt?

Und wenn eine von ihnen größer wäre, hätte er eine von Sie erwiderten ihm: Er töte sich.

beiden als die größere bezeichnet.

Was tue der Mensch, dass er sterbe?

Warum kann denn niemand auf die Sonne schauen, wenn Er genieße das Leben.

sie im Zenit ist?

Er sprach zu ihnen: Was soll der Mensch tun, um bei den Weil sie frei steht und nichts sie bedeckt.

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