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ihn beim König, indem er sagte: Es gibt unter den Juden einen Mann, der ohne Genehmigung des Königs richtet.

Das ist das Schöpfungswerk […]

Da entsandte er Beamte, die kamen und sprachen zu ihm: Warum hast du diesen gegeißelt?

Er sagte zu ihnen: Er hat eine Eselin beschlafen.

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Den Beamten des Königs.

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Alphabet des Ben Sira

V. Eine fabelhafte Ethik

Frage 3 bis 6 im Alphabet des Ben Sira bezieht sich kritisch auf die In bBer 58a geht es um einen Präzedenzfall. R. Schela hat an einem hier zitierte Sinneinheit aus bBer 58a. Als Überschrift ist der Lehr-Mann die Geißelstrafe vollzogen, weil dieser mit einer Nichtjüdin satz der Rabbanan zu sehen: Wer Weise von Israel sieht, spreche: geschlafen hatte. Dazu war R. Schela nicht befugt, da eine solche Gepriesen sei der, der von seiner Weisheit denen, die ihn fürchten, schwerwiegende Bestrafung, an deren Folgen man durchaus sterben mitgeteilt hat. Dieser Satz ist so zu verstehen, dass nur der Weise, konnten, nur aufgrund eines ordnungsgemäßen Gerichtsspruches dessen Weisheit nicht Selbstzweck ist, wirklich als Weiser zu be-vollzogen werden durfte. Schela handelt ohne Genehmigung eines trachten ist. – Dies trifft auf Ben Sira zu, der sich – wenn auch ge-Gerichtshofes und ohne Genehmigung des Königs. Allein aufgrund zwungenermaßen – dem Disput mit dem König stellt. Hier kann er dieses Rechtsbruches ist der gegeißelte Mann berechtigt, gegen seine Weisheit weitergeben.

Schela Klage zu führen.1 Bei dieser Klage geht es nicht mehr um In dem sich anschließenden Lehrsatz des R. Jochanan findet sich den Auslöser für die Geißelung, sondern nur um die Tatsache, dass dann eine Anleitung zum Umgang mit Königen: Hat man es mit diese nicht in Schelas Kompetenzbereich fällt. Maßt sich Schela den Königen zu tun, versucht man, ihnen entgegen zu kommen. Dieser Vollzug der Strafe an, bricht er geltendes Recht.

Satz ist mehrdeutig. Jochanan kann meinen, dass man dem König, Dass diese schwerwiegende Grenzüberschreitung nur zu der Fra-wenn man ihn sieht, entgegen geht, so dass nicht der König sich in ge geführt haben sollte, warum Schela den Mann gegeißelt habe, ist Richtung eines Menschen bewegen muss. Nicht der König soll sich merkwürdig genug. Dass Schela aber nun zu einer bewussten Täu-bemühen, sondern der Untertan. Damit erweist der Mensch dem Kö-schung greift, um seine Haut zu retten, bezeichnet schon bBer 58a nig seinen Respekt. Entgegen kommen kann man aber auch jeman-als problematisch. Schela nennt als Grund für seine Reaktion Sodo-dem, um einen Kompromiss auszuhandeln. Beide Interpretationen mie mit einem Esel. Da Sodomie nach dem Recht des Königs mit werden im Alphabet des Ben Sira abgelehnt. Ben Sira geht dem Kö-dem Tod bestraft wird, hätte Schela den Mann mit der Geißelstrafe nig nicht entgegen, sondern schlägt ihm vor, in einer Truppe an ihm noch zu milde gestraft. Auf die Feststellung, dass die Todesstrafe vorüberzuziehen. Er kommt ihm auch nicht entgegen, als es darum angemessen sei, antwortet Schela listig, diese falle in den Kom-geht, die Königstochter zu heiraten. Ben Sira weist dies schroff von petenzbereich des Königs. Damit gibt er vor, sich dem staatlichen sich. Rät bBer 58a zu einem politischen Taktieren, bei dem man eine Recht zu beugen und liefert, damit dies auch überzeugend ist, den Fünf schon einmal gerade sein lassen kann, weist das Alphabet des Beschuldigten an die Beamten des Königs aus, damit sie an ihm das Ben Sira dies deutlich zurück. Es geht im Leben darum, ein gerades Todesurteil vorstrecken können. Damit „opfert“ Schela eine Person Rückgrad zu zeigen und dafür zu stehen, auch wenn es, wie im Falle aus der jüdischen Gemeinde, um seine eigene Haut zu retten. Selbst-des Ben Sira, dann zu größten Problemen kommt.

gefällig betet er, während die Beamten beraten, was zu tun sei, das Das „Entgegenkommen“ wird in bBer 58a am Beispiel des blin-Gebet, das David sprach, um für die Gaben für den Tempelbau zu den R. Scheschet verdeutlicht. Alle Menschen gehen dem König danken. Schela vergreift sich nicht nur an einem Juden, sondern de-entgegen, aber der Blinde, der besser hören kann als die Sehenden, gradiert ihn mit seinem Gebet auch noch zu einer Sache und fühlt weiß, wann der König wirklich anwesend ist. Diese Geschichte von sich dabei nicht einmal schuldig. Von den Beamten aufgefordert zu R. Scheschet diente als Vorlage für die Geschichte im Alphabet des wiederholen, was er gerade gesagt habe, lügt Schela erneut, um sich Ben Sira. Ben Sira steht in der Tradition des R. Scheschet, aber die weitere Vorteile zu verschaffen. Er habe Gott dafür gepriesen, dass Grundlagen von dessen Geschichte werden ethisch-moralisch verän-er dieser Regierung „Macht und Gerechtigkeit“ verliehen hat. Dies dert: Ben Sira lässt den König zu sich kommen und beugt sich nicht überzeugt die Beamten des Königs. Sie übertragen Schela die rich-vor ihm. Greift bBer 58a auf den Topos des blinden Sehers zurück, terliche Gewalt.

um „Einsichten“ zu vermitteln, zeigt das Alphabet des Ben Sira, dass Ein anonymer Beobachter stellt Schela nun zur Rede: Was ist das lediglich ein gutes Hörvermögen notwendig ist, um eine Situation für ein Gott, der Lügen mit einem Wunder (dass Schela die Recht-mit verbundenen Augen zu analysieren.

sprechung übertragen wurde) belohnt! Schela rechtfertigt sich, er Der sich in bBer 58a anschließende Bericht über R. Schela wurde habe ja nicht wirklich gelogen, sondern nur absichtlich ein Miss-dort aufgrund des Stichwortes „König“ eingefügt. Hier findet sich verständnis herbeigeführt. Das überzeugt den Beobachter zu Recht die Problematik wieder, die in Frage 5 des Alphabets des Ben Sira diskutiert wird: die Verbindung Jerusalems mit den Söhnen von Ba-1

Siehe D. Börner-Klein, Killing in Self-Defense in Rabbinical Law.

bel oder, die Verbindung von Juden und Nichtjuden.

Jewish Studies Quarterly 4 (1997), 169-182.

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nicht. Schela, der weiß, dass auch die Beamten ihm genau dies vor-dieselbe Weise sterben möge, wie der Sohn gestorben ist. Aber Ben werfen würden, wenn ihnen jemand erklärte, wie Schela sie wis-Sira weigert sich, Speisen, die der König ihm hinstellt, zu essen, sentlich getäuscht hat, bringt den Beobachter um. Auch dafür findet weil diese nicht den Reinheitsbestimmungen entsprechen, die die Schela eine Entschuldigung: Der, der ihn beobachtet hat, will ihn bei Tora vorsieht. Damit stellt sich Ben Sira erneut sichtbar in die jü-dem König anzeigen. Das bringt ihn selbst in Gefahr, und die Tora dische Tradition, und Nebukadnezar bleibt nichts anderes übrig, als erlaubt, das eigene Leben in diesem Fall zu retten. Auch nach diesem dies zu respektieren. Er erlaubt Ben Sira, sich seine Speisen selbst Mord geht Schela schlicht zum Tagesgeschäft über: Er exegesiert zuzubereiten. Ben Sira tut dies so, dass die ihm von Nebukadnezar den Bibelabschnitt des zuvor zitierten Gebetes.

verordnete Eierspeise nicht schadet. Nebukadnezar aber, der von der Vor dem Hintergrund von bBer 58a wirkt die Darstellung im Al-Speise des Ben Sira isst, wird sogleich sterbenskrank. Er verspricht phabet des Ben Sira geradezu schlicht: Ben Sira macht keinen Knie-Ben Sira eine hohe Belohnung, wenn er ihn heilt, was Ben Sira durch fall vor dem König, er heuchelt keine Sympathie, er lügt nicht, auch Auflegen eines Amuletts gelingt.

nicht, als es darum geht, die Tochter des Königs zu heiraten. Ben Einen weiteren Rückgriff auf bBer 58a bietet dann der Schluss Sira handelt im Gegensatz zu Schela aufrichtig. Er zitiert Ez 23,20

der Erzählung. Nebukadnezar fragt Ben Sira, warum er ihm ein töd-als Begründung, stellt sich damit in die jüdische Tradition und zieht liches Gift gegeben habe. Ben Sira bezieht sich in seiner Antwort den Groll des Königs auf sich. Ben Sira hält den Kopf hin, wo Schela

– genau wie Schela – auf den Fall der eigenen Lebensrettung. Im ihn zurückzieht. Ben Sira trägt die Verantwortung für seine Worte, Falle einer tödlichen Gefahr ist es erlaubt, den Verfolger zu töten, Schela nicht. Wenn es stimmt, dass der Weise an seiner Wirkung um das eigene Leben zu retten. Vergleicht man aber beide Fälle, erkannt wird, dann ist der Blick auf Schela und Ben Sira entlarvend.

wird deutlich, dass nur Ben Sira berechtigt ist, sich auf diese sehr Ben Sira hat sich vom naseweisen Lümmel zu einem Menschen mit spezielle Anweisung zur Rettung des eigenen Lebens zu beziehen.

aufrechtem Gang gewandelt. Und: es ist nicht die traditionelle rabbi-Ben Sira ist unschuldig in Gefahr geraten, und er hätte unschuldig nische Literatur, die hier ein vorbildliches Gelehrtenbild entwickelt.

sein Leben verloren, wenn der König seiner Willkür hätte nachge-Es ist das Alphabet des Ben Sira.

ben können (wenn er nicht todkrank geworden wäre). Ben Sira plant Vor dem Hintergrund der gerade in Erinnerung gerufenen Text-auch nicht, den König zu töten. Der König verursacht letztlich aus stelle aus bBer 58a klingt die nun von Nebukadnezar gestellt Frage, Unwissenheit die todbringende Situation selbst. Ben Sira wird nicht wie man einen Menschen heimlich töten könne, zynisch. War es in aktiv, um den König zu töten; er wartet auf ein gerechtes Gottesur-bBer 58a Schela, der vorführte, wie ein Mensch, der nichts davon teil, und er wartet nicht umsonst. Damit vermittelt das Alphabet des ahnt, umgebracht werden kann, fragt der weniger phantasiebegabte Ben Sira die Moral, auch in persönlicher Höchstgefahr Gottvertrau-Nebukadnezar, wie er dieses Problem lösen könne. Ben Sira, dem en zu beweisen. Der Missbrauch der Tora zur Rechtfertigung eines klar ist, dass es um den eigenen Hals geht, lässt den König wissen, zweckdienlichen Mordes, wie ihn Schela begeht, wird damit massiv dass er ihn durchschaut hat. Er wählt dazu ein Gleichnis und bringt kritisiert und abgelehnt.

den König dazu zu lügen. Nebukadnezar streitet ab, dass er Ben Sira Kaum ist der König genesen, erreicht ihn die Nachricht, dass sein töten will. Nun weiß Ben Sira, dass der König feige ist. Ben Sira wenige Tage alter Sohn ebenfalls zu sterben droht. Nebukadnezar macht dem König klar, dass er ihm nicht glaubt, dass er aber den-sieht darin keine Strafe dafür, dass er den Tod seines älteren Sohn noch dem Wunsch des Königs nachkommt. Er rät dem König, bei verursacht hat. Er fragt Ben Sira lediglich, warum Kinder in der erder Person, die er töten will, eine Eiweißvergiftung zu verursachen.

sten Woche nach der Geburt besondern häufig sterben und fordert Im Folgenden lässt das Alphabet des Ben Sira den König in im-Ben Sira auf, das Kind ebenso zu heilen, wie er ihn geheilt habe.

mer schlechterem Licht stehen. Es entwickelt geradezu einen Laster-Wieder droht er Ben Sira mit dem Tod, wenn die Heilung des Kin-katalog anhand der Verhaltensweise des Nebukadnezar. Der König des misslinge und so fertigt Ben Sira ein hilfreiches Amulett gegen unterstellt Ben Sira, er wolle sich auf seine Kosten den Bauch voll Lilit.

schlagen. Daher will er testen, ob das von Ben Sira vorgeschlagene Verfahren überhaupt tödlich wirkt. Da er davon ausgeht, dass Ben Sira ihn täuschen will, nimmt er einen seiner Söhne als Testperson.

Als der Sohn stirbt, wird Nebukadnezars Hass auf Ben Sira so stark, dass er an nichts anderes denken kann, als daran, dass Ben Sira auf 314

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Würde Nebukadnezar die Tradition des Ben Sira kennen, hätte er 2. Zuviel und Zuwenig

seine Frage nicht zu stellen brauchen. In bBB 16a findet sich bereits die Antwort. Der König fragt Ben Sira also Dinge, die ein Gebildeter wissen könnte. Zum anderen zeigt sich in der Frage des Königs des-Nach der siebten Frage ist eine inhaltliche Zäsur erreicht. Nebu-sen zwiespältiger Charakter. Er gibt vor, die Weisheit Ben Siras te-kadnezar und Ben Sira haben die jeweiligen Grenzen abgesteckt.

sten zu wollen, testet aber hier dessen Umgangsformen. Da es einem Als König hat Nebukadnezar die Macht, Ben Sira zu töten. Aber es Frommen untersagt ist, dem eigenen Körper allzu viel Beachtung zeigte sich, dass Ben Sira den Tod abwenden konnte. Damit stehen zu schenken, geschweige denn die Körperbehaarung zu betrachten, sich beide auf gleicher Augenhöhe gegenüber: Nebukadnezar als muss Ben Sira diese Frage theoretisch beantworten. Der König testet Gebieter über den Tod, Ben Sira als Gebieter über das Leben.

also an dieser Stelle, ob Ben Sira bereit ist, sich bloßzustellen, um Der König, den Ben Sira ebenso wie dessen neugeborenen Sohn eine Antwort geben zu können. Von hier ist es zu verstehen, dass Ben von einer tödlichen Krankheit retten konnte, bitte ihn nun darum, Sira zum Schluss den Vergleich zum Regen zieht, der auf die Erde auch eine Tochter zu heilen, die an einer Krankheit leidet, die sie fällt. Er lenkt den Blick vom Körper auf die Gesamtschöpfung. Hier alltagsuntauglich macht. Sie muss ständig so heftig niesen, dass sie wie dort hat Gott bei der Schöpfung mit dem richtigen Maß gemes-ihren Körper nicht kontrollieren kann. Eine Überreaktion des Kör-sen und ein Zuviel [des Guten] vermieden.

pers – ein Zuviel – soll Ben Sira zum Verschwinden bringen. Ben Auch in der zehnten Frage geht es um den Sinn der göttlichen Sira schafft es mit Hilfe einer Geschichte, die Aufmerksamkeit des Schöpfungsordnung: Welchen Sinn hat es, Mücken zu erschaffen, Mädchens derart zu fesseln, dass es drei Tage nichts anderes tut, als die nur einen Tag leben? Auch diese Frage ist bereits im Talmud, in darauf zu achten, sich ihr Niesen für einen bestimmten Zeitpunkt bChul 58b, beantwortet:

aufzusparen. Diese Strategie führt zum Ziel. Als sie nach drei Tagen ihr Niesen vorführen soll, ist sie nicht mehr dazu in der Lage und Rab sagte:

somit geheilt. Der König ist überglücklich und bittet Ben Sira, ihm Es gibt keine Mücke, die einen Tag alt wird, und es gibt die Medizin zu nennen, die er der Tochter gegeben hat. Ben Sira wie-keine Fliege, die ein Jahr alt wird.

derum legt ihm die Behandlung dar, die er vorgenommen hat, was einschließt, den König darauf hinzuweisen, dass die Tochter ohne R. Papa sagte zu Abaje:

Medizin geheilt wurde.1

Die Leute pflegen ja zu sagen: Sieben Jahre grollte das Mit Frage neun wird die Umgebung des Königspalastes verlas-Mückenweibchen dem Mückenmännchen, indem es zu ihm sen. Nun geht es dem König darum, Haarspaltereien zu betreiben, sprach: Du hast einen Mann aus Machosa gesehen, wie er denn die Frage nach der Beschaffenheit von Haaren zielt tiefer. Hat im Wasser badete, heraufstieg und sich in Laken wickelte.

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