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desengel überlistet, auch „kleine Fische“1 überlisten kann, verdeut-Du hast Geschöpfe, die im Feuer gedeihen, und du hast licht die Geschichte im Alphabet des Ben Sira. Dass dieser kleine Geschöpfe, die in der Luft gedeihen. Wenn die des Feuers Fisch auch ein „großer Fisch“ – wie Leviatan oder gar Nebukad-in die Luft kämen, sie würden sofort verenden.

nezar – sein kann, zeigt sich am Ende der Erzählung: „Der“ König Wie groß sind deine Werke, Herr! (Ps 104,24) (Nebukadnezar) hört von der Weisheit des Fuchses (Ben Sira) und will das Herz des Fuchses fressen, um ebenso weise wie dieser zu Im Gegensatz zu Aqiba lehren die Rabbanan: werden. Der Fuchs (Ben Sira) ist aber klug genug, das Treiben des Alles, was sich auf dem Festland befindet, befindet sich Königs zu durchschauen. Er hat sich zwar darauf eingelassen, zu auch im Meer, ausgenommen das Wiesel.

ihm zu reisen, aber er hat inzwischen erkannt, dass es das Klügste R. Sera sagte: Hierauf deutet folgender Schriftvers: ist, so schnell wie möglich den Rückweg anzutreten, da er sich im Hört dies, alle Völker, merkt auf, alle Bewohner der Erde.

Bereich des Königs nicht „in seinem Element“ befindet. Der Fuchs (Ps 49,2)

macht deutlich, dass er „nicht ganz bei Verstand war“ (ich hatte mein Herz nicht bei mir), als er dem Angebot der Fische folgte, zu ihnen Im talmudischen Kontext findet sich keine weitere Erklärung zu die-zu kommen.

ser schwer einsehbaren Aussage der Rabbanan. Ben Siras Antwort Der König aber hat am Ende seinen Neid auf die Schlauheit des auf Nebukadnezars Frage scheint allerdings eine Erklärung dazu zu Fuchses überwunden. Er hat Mitleid mit den Fischen, die der Fuchs entwickeln. Dabei geht es zunächst nur am Rande um die Beson-verspottet hat. Und als böse bezeichnet er den Fuchs, weil er nicht derheit des Fuchses. In erster Linie geht es in der Erzählung um die mitfühlend gewesen ist. Der Fuchs handelte nur, um sich selbst zu Frage, wie und warum der Tod in die Welt gekommen ist, eine Frage, retten, nicht, weil ihm „die kleinen“ Fische leid getan hätten. In den die auch Psalm 49 anspricht, den R. Sera auf die kryptische Aussage Augen des Königs fehlt dem Fuchs bei aller Klugheit die Tugend der Rabbanan bezieht.

des Mitgefühls und der Barmherzigkeit. Und damit schließt sich der Der Todesengel begreift bald nach seiner Erschaffung, dass der Kreis zur kindlichen Gelehrsamkeit des Ben Sira.

Vermehrung der Geschöpfe eine Grenze gesetzt werden muss. Er bittet Gott, die Geschöpfe töten zu dürfen, weil es bereits zu viele Die Geschichten am Hofe Nebukadnezars finden ein vorläufiges davon gibt. Gott stimmte seinem Verlangen zu, schließt aber den Ende mit der Erzählung über die Sündlosigkeit des Vogels Phönix.2

Vogel Phönix aus dem Todesurteil aus, weil dieser sich nicht an der Vermehrung beteiligt. Von den übrigen Tieren soll jeweils ein Pär-1

C. Zerling, W. Bauer, Lexikon der Tiersymbolik, 97: „Fische boten chen unangetastet im Meer weiterleben. Damit hat Ben Sira narrativ ein Bild für Regeneration und damit Harmonie, aber auch allgemein eine Erklärung zu dem Satz der Rabbanan entwickelt: „Alles, was für die Masse der Untertanen.“ S. 100: „Grundbedeutungen: Reichtum sich auf dem Festland befindet, befindet sich auch im Meer, ausge-des Wassers; beständiges Fließen der Lebenskraft und ihre Gestaltung in immer geeigneteren Formen; Rückkehr zur göttlichen Urnatur nommen das Wiesel“. Das Wiesel aber verwandelt Ben Sira in einen durch Auflösung der alten Persönlichkeit, Erlösung.“

Fuchs, weil es ihm in seiner Erklärung nicht um das Lob der Schnel-2

Vgl. Herodot II,73. Ovid, Metamorphosen 15,392-407. Tacitus, Anna-ligkeit geht, sondern darum, die Schläue oder Klugheit (eine Tugend len 6,28. W.H. Roscher (Hg.), Ausführliches Lexikon der griechischen des Verstandes)1 eines Lebewesens hervorzuheben.

und römischen Mythologie, Bd. 3.2, Leipzig 1902-1909, 3450-3472.

Der Fuchs nun ist so klug, dass er selbst den Todesengel durch R. von Ranke-Graves, Griechische Mythologie, Hamburg 1960, 172-eine Täuschung überlisten kann. Dass die Eigenschaft der Klugheit, 17. - Der Vogel Phönix kann andererseits mit der Dattelpalme in Verbindung gebracht werden. M. Feinberg Vamosh, Essen und Trinken Listigkeit oder Schlauheit den verschiedenen Kulturen entsprechend in biblischer Zeit, Düsseldorf 2004, 41: „Der Ursprung des wissen-unterschiedlichen Tieren als charakteristisch zugeschrieben wird, schaftlichen Namens der kultivierten Datteln, phoenix dactylifera, zeigt die Erzählung über Affe und Schildkröte aus Kalila und Dim-ist mit einer interessanten Geschichte verbunden: Das Wort Phoenix na.2 Dort ist es der Affe, der sich mit demselben „Trick“ wie der kann mit dem nördlichen Gebiet Kanaans verbunden werden, das auch Phönizien heißt. Der gleichnamige legendäre Vogel, der sein Leben in 1

Aristoteles unterscheidet Charaktertugenden und Verstandestugenden.

einer Flamme beendet, um sich dann wiedergeboren aus der Asche Siehe Nikomachische Ethik VI,2 (1139a).

zu erheben, kann seinen Namen von einem vergleichbaren Vorgang 2

Die Fabeln des Bidpai, 185-194.

der Dattelpalme erhalten haben: Sie wird – selbst nach einem Feuer –

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Alphabet des Ben Sira

Alle Geschöpfe außer ihm haben im Paradies vom verbotenen Baum der Erkenntnis gegessen. Mit der Erkenntnis, dem Wissen um Sexu-alität und dem Erzeugen von Nachkommen, kommt der Tod zu den Lebewesen. Der Phönix ist hiervon ausgenommen. Er vermehrt sich nicht, sondern entsteht alle 90 Jahre aus sich selbst heraus neu.

Dass die Frage nach Tod und Leben nicht mit der Frage nach der Gerechtigkeit Gottes verknüpft werden darf, wird in GnR 9,5 betont.

In diesem Text sind die Stichwörter „Nebukadnezar“ und „Tod“ verknüpft und weisen so den Text als Bezugstext aus: R. Chama ben R. Chanina sagte:

Dem ersten Menschen hätte es zugestanden, den Tod nicht zu schmecken. Warum wurde er [dennoch] mit dem Tod bestraft?

Weil der Heilige, gepriesen sei er, voraussah, dass Nebukadnezar und Chiram sich einst zu Göttern machen würden, darum wurde er mit dem Tod bestraft.1 […]

R. Jonatan sagte zu ihm:

Wenn das so ist, hätte er den Tod [nur] über die Frevler verhängen sollen, er hätte ihn aber nicht über die Gerechten verhängen sollen.2 Vielmehr [ist es so]: Damit man nicht sage: Alle, die gerecht sind, leben nur deswegen, weil sie die Gebote beachten und gute Werke verrichten, wahrlich auch wir werden die Gebote beachten und gute Werke verrichten. Du findest aber, dass ihre Werke [so] nicht lauter sind.

GnR 9,5 hebt den Blick auf das Wesentliche. Es geht nicht darum, gute Werke zu tun oder ethisch-moralisch richtig zu handeln, weil man dafür einen Lohn erwartet (ewiges Leben) oder sich vor Strafe fürchtet (ewiger Tod), sondern darum, zu erkennen, dass der Wert des Guten in sich selbst liegt.

„wiedergeboren“ durch Sprösslinge, die aus dem Stumpf aufsprießen.

Deshalb symbolisiert die Dattelpalme sowohl in jüdischer wie auch in christlicher Tradition das Leben – ähnlich dem Vogel Phoenix in anderen Kulturen.“

1

Vgl. bChul 89a.

2

Vgl. bSchab 55b.

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VI. Weitere Fragen

In dem folgenden Teil des Alphabets des Ben Sira findet sich zunächst eine nach Stichpunkten geordnete Zusammenstellung der gerade zwischen Ben Sira und Nebukadnezar behandelten Gesprächsthe-men. Interessant ist hier die Anmerkung, diese Fragen habe „Salomo ben Jeremia“ beantwortet, der „Ben Sira“ genannt wird. Ben Sira bekommt nun, nachdem er sich bei Nebukadnezar bewährt hat, einen traditionellen Namen, der auf seinen Vater Jeremia verweist. Dieser Name wird allerdings nur an dieser Stelle benutzt.

Ben Sira, dem der König Gold im Gewicht eines Reém (man stelle sich vielleicht einen größeren Dinosaurier vor) versprochen hatte, wenn er ihm sagt, wie man einen Menschen unbemerkt tötet, und dasselbe Gewicht an Perlen, wenn er ihm sagt, wie man einen todkranken Menschen heilt, bittet Nebukadnezar um Einlösung seiner Schuld. Sehr bald wird aber klar, dass der König gar nicht in der Lage ist, sein Versprechen einzulösen. Zum einen ist „Reém“

eine Metapher für ein unwirklich großes Tier, das schwerlich her-beizuschaffen ist. Zum anderen kennt der König keine Waage, um Gold, Perlen und Reém aufzuwiegen. Ben Sira löst dieses Problem mit praktischer Intelligenz und beweist dem König gleichzeitig, dass seine Weisheit im Alltagsleben tauglich ist.

Da Nebukadnezar versucht, Ben Siras Belohnung herunter zu handeln und zumindest die Perlen einzusparen, kommt es mit dem Argument, das Gold für die gegebenen Antworten und die Perlen für weitere zweiundzwanzig Fragen anzurechnen, zu einem Kompromiss und einer neuen Fragerunde. Diese beginnt für den König be-schämend, der aus Geiz eine zweite Fragerunde bestimmt, aber nun nichts zu fragen weiß. Obwohl die Weisen des Landes zusammen-gerufen werden, um für den König weitere zweiundzwanzig Fragen zu formulieren, finden sich nur zwölf Fragen im hier untersuchten Text (Handschrift Kaufmann 59, Budapest) überliefert. Andere Textzeugen weisen noch kürzere Listen auf. In den zwölf neuen Fragen werden kosmologische Themen behandelt (1–5) sowie Geburt und Tod des Menschen (6-12).

Die folgende, von diesen zwölf Fragen völlig abweichende Liste überliefert Ms Oxford (Bodleiana) Opp. 613:1

1

E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 291-293.

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Alphabet des Ben Sira

VI. Weitere Fragen

(Frage 1)

Und es gibt das verzehrende Feuer, das nicht trinkt. Das ist unser Feuer.

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