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V. Eine fabelhafte Ethik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1. Der König und der Weise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2. Zuviel und Zuwenig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3. Das Maß für die Mitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VI. Weitere Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII. Sinnsprüche und Alltagstauglichkeit . . . . . . . . . . . . . . .

1. Die Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2. Der rechte Lebenswandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3. Die Tugenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

4. Der Beruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

X

XI

I. Einleitung

Auf den ersten Blick bietet des Alphabet des Ben Sira schwer verdauli-che Kost. Die Erzählung beginnt mit einem ungewollten Inzest. Ben Sira ist der Sohn, den der Prophet Jeremia unwissentlich mit seiner Tochter zeugt. Dies ist nicht nur für fromme Bibelleser schockie-rend. Ben Sira selbst scheint zwielichtig zu sein. Er führt mit seinem Grundschullehrer ein Gespräch über weibliche Reize. Am Hofe des Großkönigs Nebukad nezar erzählt er, warum Adam nicht mit seiner ersten Frau Lilit zurecht kam.1 Lilit beharrt auf gleichem Recht. Sie will wie Adam beim Sex ak tiv sein; sie will nach oben.

Die Fragen, die Ben Sira für Nebukadnezar beantworten muss, könnten eine Themenreihe für eine Kinder-Uni abgeben: Wie entfernt man Haare? Wie viele Baumarten gibt es? Wie ist ein König zu erken nen? Wie kommt Wissen zustande? Gibt es einen Unterschied zwischen Gott und Mensch (Ist Gott wie ein Mensch)?

Erst auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass jenseits der lau ten Töne, die das Alphabet des Ben Sira anschlägt, leise Töne zu hören sind, die systematisch eine Lebensweisheit aber auch eine Kritik vermitteln. Diese Töne sind zu hören, wenn die stillschweigend anzi-tierten Texte aus der biblischen und rabbinischen, der traditionellen jüdischen, Literatur bekannt sind. Berücksichtigt man den Kontext dieser Zitate, wird deutlich, dass der Autor des Alphabets des Ben Sira die rabbinischen Methoden, den Bibeltext zu erschließen, so konsequent anwendet, dass er zu Interpretationen gelangt, die schwer verdaulich sind. Diese Kritik führt den Autor des Alphabets dazu, eine Alternative zu entwickeln: Er zeigt, dass Erzählungen die Menschen „in Geschichten verstricken“2, aus denen sie etwas lernen. Lebenserfahrung ergänzt und erneuert die traditionellen Werte, wenn mit ihrer Hilfe die Mitte zwischen dem Zuviel und Zuwenig beispielhaft benannt werden kann. Daher entwickelt der letzte Teil des Alphabets des Ben Sira praktische Lebensweisheiten für Familie und Beruf.

1

Siehe St. v. Kocku, Lilith. Im Licht des schwarzen Mondes zur Kraft der Göttin, Braunschweig 1997.

2

W. Schapp, In Geschichten verstrickt. Zum Sein von Mensch und Ding, 3. Aufl. Frankfurt/M, 1985 (4. Aufl. 2004).

XII

XIII

Alphabet des Ben Sira

I. Einleitung

Das Alphabet des Ben Sira1 wurde wahrscheinlich zwischen dem Das Werk liegt in ca. einhundert voneinander stark abweichenden 8. und 10. Jahrhundert von einem unbekannten Autor verfasst. D.Z.

Hand

schriften sowie zahlreichen alten Drucken1 vor.2 In seiner Friedmann und D.S. Löwinger vermuteten aufgrund von Textparal-umfangreich sten Form umfasst das Alphabet des Ben Sira folgende lelen im babylo nischen Talmud, Traktat Sanhedrin 100b, dass eine Teile:3

einfache Version des Werkes bereits im 4. Jahrhundert existierte. E.

1) eine exegetische Einleitung (Auslegung zu Hiob 5,9 bzw. Hiob Marmorstein stützte eine Frühdatierung.2 I. Lévi ordnete das Werk 9,10),

erst islamischer Zeit zu,3 da auffällige Parallelen zu arabischen Er-2) die Geschichte von Ben Siras Zeugung und seinem ersten Lebens-zähltraditionen (Kalila und Dimna) nachweisbar sind.

jahr,4

Sicher ist, dass erste Zitate im Midrasch Genesis Rabbati (11. Jh)4

3) den Dialog zwischen Ben Sira und seinem Lehrer, der aus hebräi-nachweisbar sind. E. Yassif setzt aus diesem Grund den spätesten schen, alphabetisch geordneten Sinnsprüchen besteht, Zeitpunkt der Abfassung des Werkes an das Ende des 10. Jahrhun-4) den Dialog zwischen Ben Sira und Nebukadnezar , derts.5 Da aber auch Motive aus dem Erzählzyklus Kalila und Dim-5) zusätzliche Fragen des Nebukadnezar, na6 im Alphabet des Ben Sira auftauchen, setzt E. Yassif wie auch I. Lévi den frühest möglichen Zeitpunkt der Abfassung ins 8. Jahrhundert.7

1

E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 188-190. Siehe insbesondere seine Anmerkungen zu den (fiktiven?) Editionen Saloniki 1514 und Konstantinopel 1517. – Die wichtigsten Ausgaben sind: 1519: Konstantinopel (Ndr.: The Alphabet of Ben Sira: Facsimile of the Constantinople 1519 Edition, London, Valmadonna Trust Library 1997); 1542: Isny (Sententiae morales Ben Syrae … cum commentario … per Paulum Fagium); 1544: Venedig; 1580: Konstan

tinopel; (1593: Saloniki;)

1

Zu den verschiedenen Titeln des Werkes siehe E. Yassif, The Tales 1597: Franeker (Proverbia Ben Sirae autoris anti quissimi, qui creditur of Ben Sira in the Middle Ages. A Critical Text and Literary Studies, fuisse nepros Ieremiae prophetae, Aegidius Radaeus); 1648: Verona; Jerusalem 1984, 1-6.

1697: Sulzbach (nach L. Zunz, Gottesdienstliche Vorträge der Juden 2

E. Marmorstein, A Note on the „Alphabet of Ben Sira“. JQR 41

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