Die Textkomposition weicht in den Handschriften und Drucken stark voneinander ab. E. Yassif, der die bislang ausführlichste Analy-1. Ben Sira
se des Werkes vorgelegt hat, hat daher die unterschiedlichen Textver-sionen in zwei typische Gruppen geordnet.4 Vertreter der Textgruppe Der Name „Ben Sira“ verweist zum einen auf die Hauptperson des A enthal ten die Einleitung zu Hiob 5,9, die Geburtsgeschichte, die Wer kes, zum anderen weist er zurück auf die Schrift des Sirach hebräischen alphabetisch geordneten Sinnsprüche sowie eine Versi-
(Ecclesiasti cus), die als Weisheitsschrift in der katholischen Tradition des Dialogs zwischen Ben Sira und Nebukadnezar und die ara-on zu den heili gen Schriften der Bibel zählt.8 Im babylonischen Tal-mäischen al phabetischen Sinnsprüche. Vertreter der Textgruppe B
mud, Traktat Schab bat 100b, finden sich Zitate aus dem Buch „Ben weisen nach dem Dialog zwischen Ben Sira und Nebukadnezar eine Sira“, die belegen, wa rum dieses nicht zu den heiligen Schriften der Textgruppe mit zu sätzlichen Fragen auf, bei ihnen fehlen jedoch die aramäischen alphabetischen Sinnsprüche. Eine Ausnahme bildet die dieser Arbeit zugrunde gelegte Handschrift Kaufmann 59 aus dem 1
L. Lehmhaus, Das Alphabet des Ben Sira. Sprache, Struktur und In-Rabbinerseminar in Budapest,5 die der Textgruppe B zuzuordnen ist, halt der Textversion A in der Edition von Eli Yassif. Magisterarbeit, aber auch die aramäischen Sinnsprüche aufweist. Dieser Text wurde Düsseldorf 2006 (unveröffentlicht) bietet eine Erstübersetzung der für die vorliegende Untersuchung ausgewählt, weil er eine der aus-Textversion A ins Deutsche. L. Lehmhaus, Es ist mancher scharfsin-führlichsten Versionen des Alphabets des Ben Sira bietet.
nig, aber ein Schalk und kann die Sache drehen, wie er es haben will“
(Sira 19,22). Intertextuelle Kritik rabbinischer Quellenarbeit im Alphabet des Ben Sira. In: S. Plietzsch, (Hg.), Literatur im Dialog. Die Faszination von Talmud und Midrasch, Zürich 2007.
1
Vgl. E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 155-158. T.S Lachs, The Al-2
E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 186.
phabet of Ben Sira. A Study in Folk-Literature. In: Graetz Annual of 3
E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 187.
Jewish Studies 2 (1973), 9-28.
4
E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 186: Ms Parma 2456 ist der älteste 2
Vgl. E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 159-169.
und verlässlichste Textzeuge. – Die Handschrift wurde im 14. Jahr-3
Vgl. E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 28, 169 und 188-189. Der hundert in Italien verfasst. Siehe Hebrew Manuscripts in the Biblio-Vorwurf, der Erstdruck Konstantinopel sei eklektisch, da er die ver-teca Palatina in Parma. Catalogue, Palaeographical and Codicological schiedenen Textteile des Alphabets des Ben Sira zusammenführe, ist Descriptions (M. Beit Arié), hg. von B. Richter, Jerusalem 2001, 146.
zurückzuweisen, da es sowohl in der Antike wie im Mittelalter üblich 5
E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 188.
war, Teile eines Buches zu kopieren. Vgl. etwa Augustinus, Confes-6
E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 4-6.
siones 8,12: „Dort hatte ich in einem Band die Briefe des Apostels lie-7
Dazu I. Lévi, La Nativité de Ben Sira. REJ 29 (1894), 197-205.
gen“, die heute ausschließlich als Teil des Neuen Testaments zu lesen 8
Jesus Sirach. In: Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, sind.
Bd. III,5, hg. von G. Sauer, Gütersloh 1981. A. Lehnardt, JSHRZ, Bd.
4
E. Yassif, The Tales of Ben Sira, 16-19.
VI,2, Bibliographie zu den JSHRZ, Gütersloh 1999, 303-335. Siehe 5
D.Z. Friedmann und D.S. Löwinger, Alfa Beta de Ben Sira. Hazofeh auch die Bibliographie von F. Böhmisch zu Ben Sira unter http://
10 (1926), 250-281 (Ndr. Jerusalem 1972).
www.animabit.de/bibel/sirbibT.htm.
XVI
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Alphabet des Ben Sira
I. Einleitung
hebräischen Bibel zu zählen ist.1 Bemerkenswerterweise werden Aus Besorgnis um sie findet er nachts keinen Schlaf.
dann aber einige Lehrsprüche zitiert, die sich nicht im Ecclesiasticus Solange sie klein ist, dass sie nicht verführt wird, sobald sie finden, sondern im Alphabet des Ben Sira.
erwachsen ist, dass sie nicht unzüchtig wird, wenn sie im In bSchab 100b argumentiert Abaje, einer der jüngeren babyloni-heiratsfähigen Alter ist, dass sie nicht sitzen bleibt, wenn schen Gelehrten, gegen diese Schrift, man benötige sie nicht im Ka-sie verheiratet ist, dass sie nicht kinderlos bleibt, wenn sie non der heiligen Schriften, weil selbst die aussagekräftigsten Leh-alt ist, dass sie nicht Zauberei treibt.