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Gleichwie wir eine Jagd haben, wobei es mehr auf List als auf Stärke ankommt, wie bei den Schlingen und den Angeln, so nimmt man eben dergleichen auch bei den Tieren wahr. Aristoteles sagt71, der Kuttelfisch hätte einen langen Darm wie eine Angel an dem Hals hängen, den er, wenn er ihn fahren ließe, lang ausdehnen und, wenn er wollte, wieder an sich ziehen könnte. Er versteckte sich in dem Sand oder in dem Schlamm, wenn er einen kleinen Fisch auf sich zukommen sähe, und ließe denselben an das Ende dieses Darms anbeißen; worauf er den Darm allmählich solange zurückzöge, bis der kleine Fisch so nahe bei ihm wäre, daß er ihn auf einen Sprung erhaschen könnte.

In Ansehung der Stärke kann kein Tier so leicht verletzt werden als der Mensch. Es braucht kein Walfisch, kein Elefant, kein Krokodill oder sonst ein dergleichen Tier zu sein, wovon ein einziges imstande ist, eine große Menge Menschen niederzumachen. Die Läuse sind schon mächtig genug, um des Sylla Diktatur ein Ende zu machen. Das Herz und das Leben eines großen und siegprangenden Kaisers ist ein Frühstück für einen kleinen Wurm.

Warum sagen wir, der Mensch hätte die Wissenschaft und Erkenntnis, die zu seinem Leben nützlichen und wider seine Krankheiten dienlichen Dinge von anderen unnützen und schädlichen zu unterscheiden, und die Kraft der Rhabarber und des Engelsüßes einzusehen, durch Kunst und Nachdenken erlangt? Wir sehen ja, daß die Ziegen in Candia, wenn sie einen Pfeilschuß bekommen haben, hinlaufen und unter Millionen Kräutern den Dictam zu ihrer Heilung aussuchen. Wir sehen, daß die Schildkröte, wenn sie von einer Viper gefressen hat, sogleich Orant sucht, um sich damit zu reinigen. Der Drache macht seine Augen mit Fenchel rein und hell. Die Störche setzen sich selbst für alles mit Salzwasser Klis­tiere. Die Elefanten ziehen nicht nur sich und anderen ihresgleichen, sondern auch ihren Herren (wie das Exempel des Königes Porus72, den Alexander überwand, bezeugt,) die Pfeile und Wurfspieße, womit sie in der Schlacht getroffen werden, so geschickt aus dem Leibe, daß wir es nicht mit so geringem Schmerz tun können. Warum sagen wir hier nicht ebenfalls, daß dieses Wissenschaft und Klugheit ist? Denn, wenn man, um die Tiere herunter zu machen, vorwendet, sie wüßten dieses bloß aus einer Anweisung und einem Triebe der Natur, so benimmt man ihnen hierdurch den Ruhm der Wissenschaft und der Klugheit noch nicht. Man legt ihnen vielmehr denselben mit weit größerem Rechte als uns bei, weil man ihnen die Ehre läßt, daß sie eine so gute Lehrmeisterin haben.

Chrysipp urteilt zwar in allen übrigen Stücken so verächtlich von dem Zustande der Tiere als irgendein Philosoph. Allein wenn er das Bezeigen eines Hundes betrachtet, der an einem Scheidewege, wenn er drei Wege vor sich sieht und entweder seinen verlorenen Herrn sucht, oder einem Tiere, das vor ihm flieht, nachsetzt, einen Weg nach dem anderen durchspürt, endlich aber, wenn er auf zweien keine Witterung von dem Gesuchten gefunden hat, ohne Anstand den dritten läuft - so muß er gezwungen bekennen73, daß ein solcher Hund folgenden Schluß macht: Ich bin der Spur meines Herrn bis auf diesen Scheideweg nachgegangen, er muß notwendig einen von diesen drei Wegen gegangen sein; er ist aber weder diesen noch jenen gegangen; er muß also unfehlbar den dritten gegangen sein. Auf diesen Schluß und diese Vorstellung verläßt sich der Hund und bedient sich auf dem dritten Wege der Nase nicht mehr, spürt ihm auch nicht weiter nach, sondern läßt sich durch die Stärke der Vernunft denselben führen. Ist es nicht einerlei, ob der Hund dieses vollkommen dialektische Verfahren und diesen Gebrauch der getrennten und verbundenen Sätze und der vollständigen Herzählung der Teile vor sich weiß, oder ob er alles dieses von dem Trapezuntius74 gelernt hätte?

Doch die Tiere sind nicht so ungeschickt, daß sie sich nicht nach unserer Art unterrichten ließen. Die Amseln, die Raben, die Elstern, die Papageien lernen reden. Diese Geschicklichkeit, die wir an ihnen wahrnehmen, ihre Stimme und ihren Atem so zu zwingen, daß sie eine gewisse Anzahl Buchstaben und Silben aussprechen lernen, zeigt, daß sie eine Vernunft haben, die sie so gelehrig und willig zum Lernen macht. Jederman hat sich, wie ich glaube, an den vielerlei Possen, welche die Gaukler ihre Hunden lehren, an den Tänzen, wo sie keinen einzigen Takt verfehlen, und an den vielen unterschiedlichen Bewegungen und Sprüngen, die sie auf ihren mündlichen Befehl machen, satt gesehen. Mit größerer Bewunderung aber betrachte ich das, obgleich sehr gewöhnliche Bezeigen der Hunde, deren sich die Blinden auf dem Lande und in den Städten bedienen. Ich habe in acht genommen, wie sie bei gewissen Türen, wo sie ein Almosen zu bekommen gewohnt sind, stehen bleiben, wie sie vermeiden, daß sie nicht an Kutschen oder Karren anstoßen, wenn sie schon für sich genug Platz vorbei zu kommen haben. Ich habe manchmal gesehen, daß sie längs des Stadtgrabens den ebenen und gebahnten Fußsteig verlassen und einen schlimmeren Weg genommen haben, um ihren Herrn von dem Graben zu entfernen. Wie hat man diesen Hunden beibringen können, daß es ihnen obliegt, bloß auf die Sicherheit ihrer Herren zu sehen, und ihre eigene Bequemlichkeit jenerwegen beiseite zu setzen? Wie weiß der Hund, daß dieser oder jener Weg zwar breit genug für ihn, aber nicht für einen Blinden ist? Läßt sich dieses alles ohne Vernunftschlüsse begreifen?

Ich darf hier nicht vergessen, was Plutarch75 zu Rom mit dem Kaiser Vespasian, dem Vater, auf dem Schauplatz des Marcell von einem Hunde gesehen zu haben berichtet. Dieser Hund gehörte einem Gaukler, welcher ein Stück, worin verschiedene Gebärden und Personen vorkamen und in welchem auch dieser Hund eine Rolle hatte, aufführte. Dieser mußte sich unter anderem auch eine Zeitlang stellen, als wenn er verreckt wäre, weil er eine gewisse Arznei gefressen hätte. Nachdem er das Brot, welches man für diese Arznei ausgab, hinunter geschluckt hatte, fing er sogleich zu zittern und zu taumeln an, als wenn er dämelig wäre; streckte sich endlich, machte sich starr, als ob er tot wäre, und ließ sich von einem Orte zum andern ziehen und schleppen, wie es der Inhalt des Spiels mit sich brachte. Als er hierauf merkte, daß es Zeit wäre, fing er erstlich sich wieder ganz langsam zu bewegen an, als wenn er aus einem tiefen Schlaf wieder zu sich selbst gekommen wäre, hob hierauf den Kopf in die Höhe und sah hin und her, so daß alle Umstehenden darüber erstaunten.

Die Ochsen, welche die königlichen Gärten zu Susa wässern halfen und durch Umdrehen gewisser großer Räder, woran Eimer befestigt waren (dergleichen man auch in Languedoc verschiedene sieht), Wasser schöpfen mußten, waren angehalten worden, daß jeder des Tages hundertmal herauf ziehen mußte76. Sie waren an diese Zahl so gewohnt, daß sie sich unmöglich durch irgendeine Gewalt zu einem Zuge mehr antreiben ließen, sondern, wenn sie das ihrige getan hatten, auf einmal still stehen blieben. Wir werden Jünglinge, ehe wir bis auf hundert zählen lernen; und unlängst haben wir ganze Völker entdeckt, die gar keine Kenntnis von den Zahlen haben.

Es gehört mehr Verstand dazu, einen anderen zu unterrichten, als sich selbst unterrichten zu lassen. Wir wollen das beiseite setzen, was Demokrit geglaubt und bewiesen77 hat, daß uns die Tiere die meisten Künste gelehrt hätten, als die Spinne das Weben und Nähen, die Schwalbe das Bauen, der Schwan und die Nachtigall die Musik, und andere Tiere durch ihr Beispiel die Arzneikunst. Artistoteles behauptet78, die Nachtigallen lehrten ihre Jungen singen und wendeten Zeit und Fleiß darauf; daher käme es, daß diejenigen, die wir im Käfig erziehen, und die nicht zu ihren Alten in die Schule gehen können, vieles von der Annehmlichkeit ihres Gesanges verlören. Wir können hieraus urteilen, daß sie sich durch Unterricht und Fleiß bessern, und daß selbst unter denen, die ihre Freiheit haben, nicht eine vollkommen wie die andere singt, sondern daß jede einen besondern Gesang ihrer Fähigkeit nach angenommen hat. Sie sind eifersüchtig und bestreben sich um die Wette, einander im Singen zu übertreffen; und zwar so mutig, daß manchmal die überwundene tot niederfällt, und der Atem eher als die Stimme außen bleibt. Die Jüngsten sitzen tiefsinnig da, und fangen an gewisse Absätze des Gesanges nachzumachen. Der Lehrling hört dem Unterricht des Lehrmeisters zu und macht sich denselben sorgfältig zunutze. Eine schweigt nach der anderen. Man hört, daß sie die Fehler verbessern, und merkt manchmal, daß ihnen der Lehrmeister einige Verweise gibt.

Ich habe, sagt Arrius79, vormals einen Elefanten gesehen, der auf jeder Hüfte eine Cymbel hängen, und eine andere an seinem Rüssel angebunden hatte, nach deren Tone die anderen alle rings herum tanzten und sich nach einem gewissen Takte bald beugten, bald in die Höhe richteten, nach dem sie das Instrument anführte; und es war ein Vergnügen, diese Harmonie anzuhören. In den Schauspielen zu Rom sah man gemeiniglich Elefanten80, welche abgerichtet waren, sich nach dem Ton der Stimme zu bewegen und Tänze zu tanzen, in welchen verschiedene Wendungen, Beugungen und sehr schwere Takte waren. Man hat auch einige gesehen81, welche, wenn sie allein waren, das, was sie gelernt hatten, wiederholten und sich sorgfältig und fleißig übten, damit sie von ihren Herrn nicht gescholten oder geschlagen würden.

Besonders ist diese Geschichte von der Elster, von welcher Plutarch selbst Zeuge ist82, sehr seltsam. Sie war zu Rom in dem Laden eines Barbiers und ahmte alle Stimmen, die sie hörte, mit wunderbarer Geschicklichkeit nach. Einstmals trug es sich zu, daß gewisse Trompeter lange vor diesem Laden bliesen. Von der Stunde an und den ganzen folgenden Tag war diese Elster tiefsinnig, stumm und melancholisch; worüber jedermann in Verwunderung geriet, und glaubte, der Schall der Trompete müßte sie so betäubt und erschreckt haben, daß sie zugleich mit dem Gehöre auch die Stimme verloren hätte. Allein endlich fand man, daß sie tief nachgedacht hatte und in sich selbst gegangen war, und daß sich ihr Geist geübt und ihre Stimme zubereitet, den Ton der Trompete nachzuahmen, so daß sie mit der ersten Stimme vollkommen alle Wiederholungen, alle Pausen und alle Manieren der Trompeter ausdrückte, und daß sie, um dieses zu lernen, alles, was sie vorher schwatzen konnte, aus der Acht gelassen hatte.

Ich will auch das andere Beispiel von einem Hunde, welches Plutarch ebenfalls selbst gesehen zu haben berichtet, als er einmal zu Schiffe gewesen, anzuführen nicht unterlassen. Denn, ich sehe wohl daß ich die Ordnung unterbreche; allein, ich werde sie in Anführung der Beispiele ebenso wenig als in meiner ganzen übrigen Arbeit beobachten. Dieser Hund wollte gerne das Öl haben, welches in einem Kruge auf den Boden war; konnte es aber, weil die Öffnung des Gefäßes zu enge war, mit der Zunge nicht erreichen. Er holte also Kieselsteine83 und warf deren so viel in den Krug, bis das Öl näher an den Rand stieg, so daß er es erreichen konnte. Was ist dieses anders, als eine Wirkung eines sehr verschlagenen Kopfes? Man sagt84, daß es die Raben in der Barbarei ebenso machten, wenn das Wasser, das sie saufen wollen, zu tief ist.

Diese Handlung ist einigermaßen mit dem verwandt, was der König Juba von den Elefanten erzählt. Wenn einer unter ihnen durch die List der Jäger in gewisse tiefe Gruben, die man ihnen gräbt, und die man, um sie zu betrügen, mit kleinem Gesträuche wieder zudeckt, gefallen ist, so bringen die anderen geschwind eine Menge Steine und Stücken Holz zusammen85, damit er sich hierdurch wieder heraushelfen soll. Allein, dieses Tier beweist in so vielen anderen Handlungen eine fast menschliche Geschicklichkeit, daß ich, wenn ich alles stückweise durchgehen wollte, was die Erfahrung davon gelehrt hat, dasjenige leicht erweisen könnte, was ich gemeiniglich sage, daß zwischen manchen Menschen ein größerer Unterschied ist, als zwischen manchen Tieren und manchen Menschen. Ein Elefantenwärter in einem bürgerlichen Hause in Syrien brach demselben von jeglichem Futter die Hälfte des ihm gesetzten Maßes ab. Eines Tages wollte ihn der Herr selbst füttern und schüttete das richtige Maß Gerste, welches er ihm zum Futter bestimmt hatte, in die Krippe. Der Elefant sah den Wärter scheel an86, sonderte die Hälfte der Gerste mit seinem Rüssel ab, tat sie beiseite und zeigte also, wie man ihm Unrecht täte. Ein anderer, der einen Wärter hatte, welcher ihm Steine unter das Futter mengte, damit es desto mehr im Maße betragen sollte87, näherte sich dem Topf, worinnen er Fleisch zu seinem Mittagsessen kochte, und schmiss Asche hinein. Dieses sind außerordentliche Verrichtungen. Allein, alle Welt hat gesehen und alle Welt weiß, daß bei allen Armeen in den Morgenländern die größte Macht in den Elefanten bestand, mit welchen man ungleich größere Dinge als heut zu Tage mit unserem Geschütz ausrichtete, welches in einem ordentlichen Treffen ungefähr ihre Stelle vertritt, wie jeder leicht einsehen wird, der einige Kenntnis der alten Geschichte hat.

... siquidem Tyrio servire solebant

Annibali et nostris ducibus, regique Molosso

Horum maiores, et dorso ferre cohortes,

Partem aliquam belli, et euntem in praelia turmam88.

Man mußte sich doch wohl auf die Treue und den Verstand dieser Tiere sicher verlassen können, weil man sie an die Spitze einer Schlachtordnung stellte; da doch der geringste Aufenthalt, den sie wegen der Größe und Schwere ihrer Körper hätten verursachen können, und das geringste Schrecken, welches sie auf ihre eigene Leute loszugehen veranlaßt hätte, alles zu verderben imstande gewesen wäre. Es haben sich auch wenige Fälle ereignet, da sie zurück unter ihre eigenen Völker gerannt sind, wie wir jetzt untereinander rennen und uns selbst trennen. Man brauchte sie nicht bloß zu einer einfachen Bewegung, sondern zu verschiedenen Verrichtungen in dem Treffen: wie es die Spanier bei der Eroberung Indiens mit den Hunden machten89, denen sie Sold zahlten und einen Teil der Beute gaben. Diese Tiere zeigten ebenso viel Geschicklichkeit und Verstand, dem Feinde nachzusetzen oder Halt zu machen, auf denselben nach Gelegenheit los zu gehen oder sich zurückzuziehen, Freunde und Feinde zu unterscheiden, als sie sonst Hitze und Wut blicken ließen. Wir bewundern und erwägen fremde Sachen weit mehr als gemeine; sonst würde ich mich nicht mit diesem langen Verzeichnisse aufgehalten haben. Denn, wer dasjenige genau betrachtet, was wir ordentlich an den Tieren, welche unter uns leben, wahrnehmen, wird meines Erachtens unter ihnen genug ebenso bewundernswürdige Handlungen antreffen, als diejenigen sind, die man aus fremden Ländern und Jahrhunderten zusammen sucht. Die Natur hält beständig einerlei Lauf. Wer ihren gegenwärtigen Zustand recht inne hätte, könnte hieraus sicher auf alle zukünftigen und vergangenen Zeiten schließen.

Fußnoten

Aus dem Ersten, Zweiten und Dritten Buch

1 Lucan IV, 580: Ach, daß der Tod auch Feige und nicht allein den Tapfern trifft!

2 Cicero, Tusc. disp. I, 37: Wie oft sind nicht unsre Kriegsfürsten nur, sondern ganze Heere dem ungezweifelten Tode entgegengeeilt.

3 Lucrez IV, 436: Täuschen die Sinne, so ist alle Vernunft dahin.

4 Der erste Vers stammt aus einer Satire des Boëthius: Entweder war er, oder er kommt; bei ihm ist nichts Gegenwärtiges; der zweite aus Ovid, Heroid., Ariadne an Theseus 82: Nicht so sehr der Tod als das Warten auf den Tod ist eine Qual.

5 Augustin, De civ. Dei I, 11: Sterben ist kein Weh, ist das nur wohl, was drauf erfolgt.

6 Seneca, De provid. 4: Tapferkeit geizt nach Gefahr.

7 Cicero, De fin. II, 10: Nicht nur bei Scherz und Spiel, bei Lachen, Zeitvertreib und Wollust, des Leichtsinns Gefährten, herbergt des Lebens Glück. Denn auch der Mann von stillem Ernst findet es oft im festen Mute, womit er seine Übel trägt.

8 Lucan IX, 404: Umso inniger freut die schöne Tat den Mann, je mehr sie ihn gekostet.

9 Cicero, De fin. II, 29: Ist er (der Schmerz) schwer, so ist er kurz; hält seine Dauer aber an, so ist er leicht.

10 Cicero, De fin. I, 15: Vergiß es nicht: Die großen Schmerzen heilt der Tod; ihre Zeiten der Ruhe haben die kleinen. Derer zwischen beiden sind wir Herr: sonach ertragen wir, die zu ertragen sind. Ist ihre Last zu schwer, wird uns des Lebens Rolle lästig: wer wehrt uns, von der Bühne zu treten?

11 Augustin, De civ. Dei I, 40: Das Schmerzensmaß steht umgekehrt mit unserem Widerstand.

12 Cicero, Tusc. disp. V, 27: Nie hätte Gewohnheit die Natur bezwungen, die unbesiegbar ist. Wir haben unseren Verstand vergiftet durch Wohlleben, durch Üppigkeit, Müßiggang und Faulheit und schwächen und erschlaffen ihn noch immer mehr durch törichte Meinungen und verderbte Sitten.

13 Cicero, Tusc. disp. II, 17: Welcher auch nur mittelmäßige Fechter stieß auch nur einen Seufzer aus oder verzerrte die Miene? Wer von ihnen ließ jemals, stehend oder fallend, Zeichen der Furcht blicken? Welcher zog jemals den Hals zurück, wenn dem Schwerte geboten ward, ihn zu treffen?

14 Tibul I, 8, 45: Cephise rauft alle Silberhaare gar emsig mit der Wurzel aus. Auch das Gesicht läßt sie sich schinden und freut sich der jungen Haut.

15 Cicero, Tusc. disp. III, 28: Woraus erhellt, daß der Gram nicht in der Natur liegt, sondern in der Meinung.

16 Livius XXXIV, 17: Ein wildes Volk, das glaubt, ohne Krieg sei's nicht der Mühe wert zu leben.

17 Catull IV, 18: Auf so viel ungestümen, falschen Wellen.

18 Ex Mim. Publ. Syri: Das Glück gleicht dem Glas an Glanz und Zerbrechlichkeit.

19 Sallust, De rep. ordin. I, 1: Jedermann ist seines Glückes Schmied.

20 Seneca, Epist. 74: Bei vollem Reichtum darben ist des Elends größtes.

21 Cicero, Paradox. VI, 3: Nicht kauflustig sein, ist reich sein; der hat des Geldes genug, der nichts auszuzahlen bedarf.

22 Cicero, Paradox. VI, 2: Des Reichtums Frucht ist Überfluß, und Überfluß liegt im Genug.

23 Cicero, Tusc. disp. II, 22: Es liegt eine verzärtelte, eitle Einbildung bei unserem Wohl und Wehe zugrunde, die uns so schlaff und weichlich macht, daß wir keinen Bienenstich mit Geduld ertragen können. Das ganze Geheimnis dagegen ist: lerne dich selbst regieren.

24 Sie findet sich bei Stobaeus, serm., der Favorinus nennt. Ferner bei Quintilian, Petronius und Erasmus.

25 Plinius, Nat. hist. XXVI, c. 2: Tägliche Übung ist in allen Dingen der Lehrerinnen beste.

26 Cicero, Tusc. disp. II, 17: Groß ist die Macht der Gewohnheit. Jäger machen ihr Nachtlager im tiefen Schnee und lassen des Tags auf den Gebirgen ihr Antlitz von der Sonne rösten. Der Athlet verzieht keine Miene, wenn ihn der Schweigriemen des Gegners haut.

27 Cicero, De nat. deor. I, 30: Schämt sich der Physikus, das heißt ein Mann, der die Natur erforscht und ihrer Spur nachjagt, schämt er sich nicht, über Wahrheiten, die solche betreffen, Zeugen unter Menschen zu suchen, die nach der Gewohnheit urteilen? – Statt quaerere steht im Original petere.

28 Lucrez II, 1027: Nichts ist anfangs so groß, so wunderbar, daß es nicht mit der Zeit bei jedermann die Bewunderung mindern sollte.

29 Wer denkt hierbei nicht an unsere Verhältnisse!

30 Excerpta ex tragoed. graec. Hug. Grotio interpr. 1626. p. 937: Löblich ist's, daß jedermann den Gesetzen des Landes gehorche.

31 Ovid, Epist. Phyllid. 48: Ach, ich leide von Wunden, die ich mir selbst geschlagen!

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